REISEVERGNÜGEN - Kommerz und Kokoseis in Dubai und den Malediven

"Lange Hosen. Lange Shirts. Nur die rechte Hand geben. Keine Fußsohlen zeigen. Kein Dekolleté. Nichts Durchsichtiges. Nichts Enges." - Als ich diese Zeilen laß, verspürte ich das erste Mal beim Kofferpacken keine Vorfreude mehr auf den Urlaub. So viele Regeln, so viele Unterschiede. Die kleinen tanzenden Mädchen in meinem Kopf rannten weg und stämmige Männer mit böser Miene marschierten ein. "Darüber hättest du dir vorher mal Gedanken machen müssen! Pahahahahaha." flüsterte mir mein freches Unterbewusstsein ein. Grimmig packe ich den Bikini neben lange Hosen und die Sonnencreme zu dem beigen, großen Tuch, welches mein vertrauter Partner für die nächsten 14 Tage in Dubai und später den Malediven werden wird. So viele Regeln, sodass ich schon fast Angst habe etwas falsch zu machen.

Dubai - die kälteste Stadt, die ich bisher bereiste. Wir warten fast 3 Stunden bis wir einreisen dürfen und zählen die Minuten, bis es wieder nach Hause geht. 
Dubai ist künstlich und kalt - zum Zittern kalt. So kalt, dass einem nicht mal das höchste Gebäude der Welt beeindruckt, dass höchste Hotel der Welt oder die zweitgrößte Mall der Welt. So kalt, dass man in den Malls Skifahren und Schlittschuhfahren kann. So kalt, dass wir uns erkälten und kaum noch sprechen können. Keine herzlichen Menschen, keine schönen Häuser, keine Geschichten, kein gutes Kokoseis (um ehrlich zu sein war es grausam.)

Dubai ist irgendwie so gar nicht meins.


"Where are you from?" fragt uns der Taxifahrer. Er kommt aus Syrien. "From Germany...", antworte ich mit bedrückter Stimme. "Oh, really?" fragt er verdutzt. Solche Situationen fühlen sich immer und immer wieder komisch an. "Germany ist great! Hitler and Himmler ... Great men!" Meine Augen explodieren förmlich. Mir wird sofort schlecht und ich möchte das Auto verlassen. Hilfe, bitte halte an und lass mich hier raus!

Dubai - die sauberste Stadt, die ich bisher bereiste. Ich kann mich nicht erinnern je Dreck oder Müll gesehen zu haben. Die Stadt riecht förmlich nach Desinfektionsspray. Ich habe das Gefühl, dass mein Zimmer unreiner ist, als die Bahnstation auf der ich warte. Ein Tourist wird bissig angefaucht, weil er sich in den Frauen-Wagon verirrt hat. 
Zu meinem Zimmer, hat jeder Zutritt.

"Are you looking for watches? Bags?" Wir können kaum Antworten und stehen einen Atemzug später schon in einer privaten Wohnung im 2. Stock eines Schlachterhauses (so sieht es zumindest aus). Die Wände sind nicht geschmückt mit Familienfotos oder Bücherregalen, sondern bis zur Decke vollgestopft mit Geldbeuteln, Taschen und Brillen. Ich will hier gar nicht sein. Ich will hier raus. Er schließt die Tür hinter uns - macht uns Angebote, will uns Sachen andrehen. Bis ich es wieder rausgeschafft habe sind 15 Minuten vergangen. Verwirrt stehe ich vor dem Aufzug, um endlich wieder auf die Straße zu kommen. Ich frage mich, wer in den anderen Wohnungen wohnt. Die Türen öffnen sich.

Das mit den Regeln und Vorschriften nimmt dann doch keiner so ernst, außer meine Fremdscham, die steigt wachsend mit den Anblicken der blöden Touris, die sich nicht einmal in ihrem Leben an die Regeln anderer Kulturen anpassen können. Frauen in Dubai tragen den ganzen Tag Burkas. Manche Frauen, tragen sogar ihren Schleier über die Augen, dass habe ich so noch nie vorher gesehen. Ich habe keine Ahnung wer da vor mir steht, könnte auch ein Mann sein - oder ein Kind.  Manchmal weiß ich nicht  genau, wohin sie laufen wollen, weil ich nicht weiß, wo vorne und hinten ist. Vor mir steht ein riesengroßer Schleier und ich habe keinerlei Anhaltspunkte, wie der Mensch darunter aussieht. Ich respektiere den Islam, dessen Kleiderordnung und Regeln. Ich möchte einem Menschen aber in die Augen sehen - doch sehe nur schwarz. Sie wirken elegant aber, es tut mir leid,  ich weiß einfach nicht wo ich hinschauen soll.

Wir fliegen weiter nach Malé, der Hauptstadt der Malediven. Mit einem Wasserfluzeug und sensationellen Ausblicke kommen wir in Kuredu an. Eine wunderschöne Insel im Norden des Atolls. 
Es fühlt sich an wie im Paradies. Wir werden empfangen mit Trommeln und kühlen Drinks, als wären wir in Sex in the City 2. Wir hüsteln nicht mehr, sondern schwitzen, wir hören das Meer rauschen, anstatt der Autobahnen, schauen nicht mehr nach oben, sondern nach unten. Mein Herz macht einen Sprung, als ich unter meinen Füßen den Sand spüre. Endlich weg von den unfreundlichen Menschen und der Kälte. Ab heute werden wir gewärmt von der Freundlichkeit der Menschen.

"Who is Jesus?" fragt uns Bondu, als ich mir gerade ein Kartoffelstück in den Mund schiebe. Das ist nicht sein richtiger Name, aber wie sieht es schon aus, wenn jede Bedienung Ahmed heißt? Ich drücke die Kartoffel meinen Hals hinunter, weiß gar nicht was ich erwidern soll. Bondu ist jeden Abend unsere Bedienung. Er redet mit uns offen über seine Religion: Worin der Unterschied besteht zwischen einem Gott und mehreren , w oran die Christen glauben und wer Jesus ist. Er malt kleine Kreise auf eine Serviette, um die verschiedenen Religionen darzustellen. Verbindet sie und streicht durch. Ein wertvoller Moment. Ich habe noch nie mit einem Muslim so offen über den Islam geredet und Bondu bestimmt auch nicht. "Do you believe in an life after your death?" Ich sage ihm, dass ich daran nicht glaube. Bondu braucht lange bis er versteht. Immer wieder fragt er nach: "So the Christians only have one god?" Und es tut mir irgendwie weh ihn so zu sehen, so unaufgeklärt über andere Religionen, über das Leben in anderen Ländern.

Bondu kommt von einer Nachbarinsel und hat noch nie sein Land verlassen. Bondu ist ein guter Mann. Jeden Morgen strahlte er über das ganze Gesicht und wirft mir ein "Good morning, Bella, my friend!" entgegen. An unserem letzen Abend hat er unseren Tisch mit Blumen geschmückt. Bondu umarmt uns mit seiner Herzlichkeit und will uns gar nicht mehr los lassen.



Wir beobachten Baby-Haie, schnorcheln mit Manta-Rochen, hören die Fledermäuse schreien und zerschlagen Kakerlaken. Wir werden allmählich faul, hören Sizarr und The Soft Pack, essen endlich unser lang ersehntes, großartiges Kokos-Eis. Wir belegen den Sushi-Kurs, Golf-Kurse und lernen Surfen. Einer der schönsten Urlaubsorte, die ich je kennen gelernt habe. Die Malediven erschlagen einen mit ihrer Schönheit und lassen einen dahin schmelzen. Kuba, Florida oder Ägypten - nichts ist vergleichbar. Wir laufen über die Insel und staunen. 
Hier leben insgesamt 1300 Menschen, 700 sind davon Touristen. Doch es verläuft sich so ungemein, dass ich, obwohl ausgebucht, fast nie jemanden erblicke - ob am Strand oder dem Weg zum Abendessen.



Wir fliegen zurück nach Doha, warten auf unseren Anschlussflug nach Berlin. Dürfen aber nicht mitfliegen - die Maschine ist zu schwer, der Bremsweg zu lang - in Berlin herrscht Unwetter. 20 Personen müssen hier bleiben - natürlich wir. Ein Passagier flippt aus. Er wird grün und grau im Gesicht. Wir halten ihn zurück, damit er die Angestellten nicht zusammen schlägt. Eine Frau beginnt zu weinen. Ein alter Mann spricht kein Englisch, wir übersetzen ihm alles, damit er versteht. 
Um uns die Zeit zu vertreiben besuchen wir einen Gold-Souk ganz in der Nähe, genießen Doha's Sonnenuntergang und arabische Musik. Auch hier ist es schön. Wir sehen keine Frauen auf den Straßen, fühlen uns alleine. Steigen in den Flieger, schalten Alt-J an und schlafen ein.
"Please don't go, Please don't go. I love you so, I love you so." hallt es in meinen Ohren. 
Was für groteske Worte am Ende dieses Urlaubs.



Allgemeines:
Hotel in Dubai: Rotana Tower
Sehr nette Menschen, liegt aber direkt an der Autobahn, die durch die Stadt geht. Kleiner Pool und schöner Ausblick!

Insel auf den Malediven: Kuredu
Eine der "größeren" Inseln. Viele Möglichkeiten, aber auch viel Ruhe. Toller Service und viel zu entdecken für Schnorchler. Komandoo oder Kuramathi sind kleiner, aber auch wunderschön.

Wem die hohen Gebäude egal sind und wem auch das Atlantis Hotel unbeeindruckt lässt, der sollte diese Reise nicht antreten. Dubai sollte man bei Interesse vielleicht gesehen haben, aber das war's dann auch. Es ist eine sehr teure Stadt und ungeeignet zum Einkaufen. Das Taxifahren ist sehr billig und zum Essen bekommt man nur den internationalen Mist. Kaum einheimische Kost oder Streetfood. Nehmt euch eine warme Jacke mit!

Auf Kuredu bekommt ihr sehr gutes Essen und vor allem ist es sehr vielseitig. Ausflüge sind recht teuer, aber sehenswert. Nehmt euch eine Taschenlampe und eine Unterwasserkamera mit!

Wenn ihr Fragen zu den Unterkünften auf Kuredu habt - schreibt mir.
Wenn ihr Tipps zu den Souks in Dubai braucht - schreibt mir.
Ich freue mich: [email protected]

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