REISEVERGNÜGEN – Ein Nachmittag in Paris

5 Tage Paris, 3 Tage Regen. Zwischendurch: Wind. Selten: Sonne. Paris verliert ein wenig von seinem Charme, wenn es in Regengüssen und Sturmböen untergeht. Aber das ist wohl mit jeder Großstadt so. Das schlechte Wetter hielt uns trotzdem nicht davon ab, Paris zu Fuß zu erkunden, auch wenn es nur der nördliche Osten war, in dem wir uns größtenteils aufhielten. Naja, und der Eiffelturm auf der anderen Stadt- und Seine-Seite, aber der muss auch sein.

Paris ist in 20 Arrondissments aufgeteilt und es scheint nicht nur ein Vorurteil zu sein, dass jedes eine kleine Welt für sich ist. Meinem Gastgeber Florent ist das 3. das liebste. Hier will er nicht weg und sowieso sei es das spannendste, coolste und schönste Viertel. In der Tat gibt es hier viele kleine Cafés, Shops, Bars, Galerien – eben alles, was das junge, wilde Herz begehrt. Wir verbringen also unsere Tage irgendwo zwischen dem 3., 4., 10. und 19. Arrondissment, dort, wo Florent lebt, zwischen Kanal und Seine, kleinen Parks, Plätzen und Shopping-Straßen, gemütlichen Restaurants, vollen Bars und lauten Straßen, die trotz nasser Füße und zersaustem Haar durch ihren Charme bestehen. Und da Paris dann doch unerwartet klein ist, kann man das alles an einem Tag erlaufen.

(Eine größere Ansicht gibt es hier. Info zur Karte: Die roten Linien zeigt die Straßenführung an. Die blauen Marker sind die in diesem Artikel besprochenen Standorte, ein Klick darauf und die Adresse erscheint.)

Wir beginnen den Tag an der Rue Tiquetonne, in der Nähe des Platzes Les Halles. Die Straße ist ein Paradis für Second-Hand-Fans, wie überhaupt Paris ein Second-Hand-Paradis ist. Ich würde mich ja selbst nicht als solcher bezeichnen, weil ich nie etwas Passendes finde und wenn, das Kleidungsstück immer noch soviel wie ein neues kostet – jedenfalls hat es mir das Kiliwatch dann doch angetan. In dem riesigen Laden gibt es alles in unzähligen Ausführungen und selbst mir fiel es schwer, nichts zu finden. Das Stöbern macht hier auch aufgrund der Inneneinrichtung und des fehlenden, eigentümlichen Geruchs, den Second-Hand-Shops sonst haben, ziemlich Spaß.

Kiliwatch Second Hand Shop
Kiliwatch Second Hand Shop Innen
Kiliwatch Second Hand Shop Deckendekoration

Weiter geht's über die Rue de Turbigo auf der Rue Pierre Lescot, Richtung Chatelet und Seine, bis zur Rue des Lombards. In Paris lohnt es sich, einfach drauf loszulaufen und die kleinen Gassen zu nehmen. So vermeidet man den enorm lauten Straßenlärm und kann in Ruhe Häuser und kleine Plätze wie den zwischen Rue Berger und Rue des Innocents gucken. Auf der Rue des Lombards, die irgendwann zur Rue de la Verrerie wird, geht es weiter bis zur Rue Vielle du Temple. Wir umgehen damit großräumig das Centre Pompidou, das hässlichste, monströseste Kunstzentrum, das die Welt je gesehen hat, denn dort kommt man auf einem Paris-Trip eh oft genug vorbei.

Turm
Centre Pompidou

Den ersten kulinarischen Stopp machen wir Le Pick-Clops Diner, das zwar ziemlich amerikanisch, eben wie ein Diner aus den 60er Jahren, eingerichtet ist, aber neben amerikanischen Klassikern wie Burger oder Bagels auch moderne, französische Küche anbietet. Modern deshalb, weil man auch hier vegane und vegetarische Speisen aus der Karte findet, französisch, weil zum Beispiel der Klassiker – Käse- und Schinken-/Pâtéplatte – nicht fehlt. (Sowieso kann man sich Käse-/Schinkenplatten sehr überessen in Paris, denn obwohl sowohl Käse als auch Schinken extrem lecker sind, gibt es das in französischen Haushalten fast jeden Abend) Und mit ein paar Gläsern Pastis kann man es sich im Le Pick-Clops sehr gut gehen lassen.

Le Pick Clops 60s Diner
Rue vueille du Temple
Les Georgettes Vintage Shop

Die Freundin von Florent vermerkt mir auf einem Zettel: "Fancy shops – Rue Vielle du Temple" und ich entdecke meinen zweiten Lieblings-Second-Hand-Landen, Les Georgettes. Er ist komplett das Gegenteil von Kiliwatch: klein, zwischen den Kleiderstangen bleiben knapp 50 Zentimeter zum Bewegen, mit zehn Menschen ist der Laden fast voll und dennoch reicht mir die Verkäuferin ruhig und freundlich die Brillen aus dem Schaukasten. (Überhaupt: Freundlichkeit! Sollte man in Paris nicht erwarten.)

Wir gehen weiter bis ans Straßenende und biegen links auf die Rue de Bretagne ab, die nicht nur an der alten Markthalle Marché des Enfants Rouges, in der man lokale französische Küche und den besten Apfel- und Zitronenkuchen, den ich jemals gegessen habe, bekommt, sondern auch am Square du Temple vorbeiführt. Der Square du Temple ist ein englischer Garten und wenn man Glück hat, probt in dem Rondell gerade eine Laien-Gruppe alte Chansons.

Zitronen und Apfelkuchen Markt
Square du Temple
Square du Temple Band

Wir schlängeln uns durch die Straßen vorbei am Place de la République zum Canal Saint-Martin, der an sonnigen Tagen der perfekte Platz zum Verweilen, Menschen gucken, Pastis trinken und noch mehr Käse essen ist. Es ist auf jeden Fall einer der Lieblingsplätze von Florent und hätte womöglich auch meiner werden können.

Kanal Quai de Valmy
Kanal

Bevor es am Kanal weitergeht, machen wir einen Umweg am Parc des Buttes-Chaumont vorbei. Wobei Park als Bezeichnung definitiv irreführend ist, denn das Areal gleicht eher einem Wald. Zur Weltausstellung 1876 wurde der Landschaftsgarten im englischen Stil von Napoleon III. eröffnet und beherbergt nicht nur einen Aussichtsturm, sondern auch eine Grotte mit Wasserfall.

Wasserfall Parc de Buttes-CharmontPark Buttes ChaumontPark Buttes Chaumont Wiese

Den Tag lassen wir am Quai de la Seine ausklingen. Leider war das von uns favorisierte Restaurantboot komplett voll, sodass wir ins Le Bellerive auswichen, einem kleinen Lokal wie aus dem französischen Bilderbuch mit dem besten Mousse au Chocolat, zumindest meiner Reise, und Perroquet, Pastis mit Minz-Likör.

La BelleriveKanal bei NachtKanal bei Nacht Bote

Und wer jetzt ein bisschen Frankreich-Feeling zu Hause haben möchte, dem empfehle ich die Playlist meiner lieben Freundin Charlotte, die mir letztes Jahr, als ich sie in Montpellier besuchte, ein kleines Andenken mitgab.

Zurück zur Startseite