In 48 Stunden um die Welt #3 – Mit Christine Neder

© Christine Neder

Ferien für immer! Bei uns erzählen euch Reiseprofis von ihren perfekten zwei Tagen – egal, wo, egal, wann, Hauptsache schön. Folge 3 nimmt Autorin & Bloggerin Christine Neder in die Hand, die auch schon einmal 90 Nächte in 90 Betten verbracht und 40 Festivals in 40 Wochen getestet hat. Für uns reist sie mit Kopf & Herz in 48 Stunden um die Welt.

TAG 1

09:00 Uhr, Seychellen
Ich liebe frühstücken! Ich könnte es 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zelebrieren. Deswegen wohne ich wahrscheinlich in Berlin, denn da hat man die Möglichkeit rund um die Uhr zu frühstücken. Aber so einen Ausblick wie im Banyan Tree Resorts auf den Seychellen, so einen Ausblick gibt es wirklich nirgends. Strand, ja, den gibt es auch woanders. Meer auch. Palmen auch. Guten Kaffee auch. Aber nicht die wunderschönen Granitfelsen. Ich lasse es am Morgen ruhig angehen, genehmige mir zwei, drei Tassen Kaffee, denn der Tag wird ganz schön ereignisreich und Schlaf, Schlaf gibt es keinen.

Ausblick-Banyan-Tree-Seychellen

10:00 Uhr, Österreich
Ich habe am Meer gefrühstückt, aber eigentlich gehört meine Liebe den Bergen. So wie man Menschen in Hund- oder Katzenliebhaber einteilen kann, so gibt es auch die Berg- oder Meerliebhaber. Ich liebe die Berge. Ganz innig. Manchmal schreibe ich ihnen auch Liebesbriefe. Einen der schönsten Bergmomente hatte ich auf dem Asitz bei Saalfelden. Dort oben habe ich meinen ersten Bergsee gesehen. Stundenlang habe ich die Alpen angeschaut, die sich auf der Wasseroberfläche gespiegelt haben und die Ruhe genossen. Nun habe ich also Kraft getankt für die bevorstehenden Stunden. Ich werde nämlich in 48 Stunden das ein oder andere Festival mitnehmen. Ist ja klar.

Gebirge-und-Seen

15:00 Uhr, Japan
Mit dabei ist natürlich eines meiner Lieblingsfestivals, das Penis Festival in Japan. Ich reite auf einem Holz-Penis und habe einen Penis-Lolli in der Hand. Was auf den ersten Blick ziemlich anrüchig und schlüpfrig aussieht, ist in Kawasaki bei Tokio ein jährlicher Brauch, ein Fruchtbarkeitsfest und ein Heidenspaß.

Christine-Neder-Penisfestival

16:00 Uhr, Malediven
Es landet direkt neben dem Holzpenis ein Helikopter und fliegt mit mir weiter. Wir haben es ja schließlich eilig. Wer am Morgen auf den Seychellen aufwacht, der denkt, die Malediven können niemals mithalten. Geirrt. Schon allein der Flug über die kleinen Inseln ist ein unvergesslicher Anblick. Ich möchte gerne wissen, wie es sich auf solch einer kleinen Insel lebt und besuche den Robinson Club Maldives. Auf dieser kleinen Insel wohnen 200 Gäste und 300 Mitarbeiter. Am Steg gibt man seine Schuhe ab und läuft barfuß am Strand, schwimmt mit Riffhaien im Meer, liegt in der Hängematte und entspannt. Hier habe ich wirklich gelernt, was es heißt „zu genießen“.

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18:00 Uhr, Äthiopien
Ich muss mich stärken für die lange, lange Nacht. Dafür beame ich mich nach Addis Abeba. Hier gibt es neben dem größten Markt Afrikas, dem Merkato, auch das beste Essen. Ein Sauerteigbrot, auf dem die unterschiedlichsten Häufchen liegen. Spinat, Hüttenkäse, Kartoffeln, Linsen. In Berlin kann man übrigens auch super lecker äthiopisch Essen, im Langano.

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22:00 Uhr, Ukraine
Ich habe die geilste Party der Welt erreicht, die Republik Kazantip. Hier hat Präsident Nikita einen Feierstaat für seine Freakbürger erschaffen. Rein kommt man nur mit Visum, aber dann hat man die unvergesslichste Party seines Lebens. Ich möchte kurz aus meinem Buch „40 Festivals in 40 Wochen“ zitieren, denn passender kann ich diese Nacht nicht beschreiben: „Dann tanze ich zwischen Neonravern, Superhelden und Fabelwesen. Ich werfe den Kopf nach links und rechts, lasse die Musik durch den ganzen Körper gehen, strecke meine Hände in Richtung Himmel und bewege mich. Das hier ist Musik physisch erleben. Die Bässe haben so einen Wumms, dass mich die Schallwelle am ganzen Körper berührt und angenehm erregt. Ich schließe immer wieder die Augen, öffne sie und lasse mich überraschen, was nun passiert, Stelzentänzer, Feuerspucker, tanzende Riesendrachen. Das ist die größte Party, auf der ich jemals war. Ich bewege mich stundenlang zu den Beats. Bum. Bum. Bum. Bombastisch!“ Bis die Sonne aufgeht.

Kazantip-Republic

TAG 2

06:00 Uhr, USA
Ich weiß nicht, warum sich dieser Sonnenuntergang so sehr in mein Gedächtnis gebrannt hat, aber dieser eine Morgen am Miami Beach, hat mich umgehauen. Vielleicht, weil er so echt war. Nix mit Idylle, verliebten Pärchen oder Vogelgezwitscher. Riesen Kreuzfahrtschiffe mit tausenden Touristen, die den ganzen Tag durch Miami gekarrt werden. Männer mit Detektoren, die Metall im Sand melden und so den ein oder anderen Dollar oder wenn sie Glück haben eine Kette oder eine Uhr finden, dazu ein paar Alkoholleichen, die leblos im Sand liegen - und ich. Ich bin glücklich und zufrieden, weil ich einfach die Realität mag und dazu ein wirkliches Farbspektakel am Himmel zu sehen bekomme. Danach mache ich einen Spaziergang entlang des South Beach.

Miami-Beach-morning

08:00 Uhr, USA
Wir sind wieder bei meiner Lieblingsbeschäftigung, dem Frühstücken. Ich muss feststellen, dass ich es am liebsten unter freiem Himmel einnehme. Und noch lieber, auf einem Berg. Eine Art Tafelberg, der in Colorado steht - das Colorado Monument. Da oben sitzen, vor einem unendlich weites Land und die abgefahrensten Felsformationen. Einfach der Wahnsinn. Allmählich wird es jedoch immer heißer und heißer.

Heiratsantrag-Colorado-Monument

Colorado-Monument-Christine-Neder

12:00 Uhr, USA
Ich bin am heißesten Punkt Amerikas. Der liegt in Kalifornien, im Death Valley, einem Tal, das von über 3000 Meter hohen Bergen umrahmt ist. Vom Dantes View, einem Aussichtspunkt, kann man hinunter schauen in das Badwater Bassin. Ich sehe einen weißen See, der sich durch das Tal schlängelt. Dann fahre ich hinunter, bis auf 86 Meter unter den Meeresspiegel. 49 Grad steht auf der digitalen Anzeige des Autos, als ich den Griff der Autotür öffne und mir eine warme Welle entgegen kommt, als würde ich den Backofen mit Umluft öffnen. 49 Grad. Ich sterbe. Wenn ich 30 Minuten hier stehen würde ohne Wasser, würde ich wirklich sterben. Was für ein Erlebnis. Von Nahen erkenne ich, dass der weiße See eine Salzkruste ist, die sich durch das ganze Tal schlängelt. Oh Gott, mir ist so heiß. Ich brauche eine Abkühlung.

Christine-Neder-Death-Valley

14:00 Uhr, Island
Ich kenne kein schöneres Geräusch als das Aneinanderkrachen von Eisbergen im Wasser. Es hat etwas ganz magisches, das man eigentlich gar nicht beschreiben kann. Ich stehe an der Lagune Jökulsárlón in Island. Vor mir liegt ein Eismeer, in dem über 1000 Jahre altes Eis schwimmt, das in den unterschiedlichsten Blautöne schimmert und keiner ist da. Nur ich und das Eismeer.

Eismeer

17:00 Uhr, Äthiopien
Ich war mir nicht sicher, ob der Anblick des Eismeeres jemals zu toppen ist, bis ich nach Lalibela kam. Für zwei Minuten ist alles finster. Meine Augen gewöhnen sich nur langsam an die Dunkelheit. Das einzige Licht, das in den Raum fällt, kommt durch ein längliches schmales Fenster, auf dem ein Mann mit Turban und Gebetsbuch sitzt. Ich bin in einer Felsenkirche. Hier in Äthiopien steht mein persönliches 8. Weltwunder – die Felsenkirchen von Lalibela. Wie der Name schon sagt, sind es in Fels gemeisselte Kirchen, von oben nach unten. Als erstes wurden die Wände der Kirche freigelegt. Danach kamen Fenster und Türen dazu, durch die man die Innenräume aushöhlte. An die 23 Jahre dauert das Aushöhlen einer 12 Quadratmeterkirche. Alles ist symmetrisch und jede Verzierung und Dekoration wurde von Anfang an geformt und nicht aufgesetzt. Ich setze mich in eine Ecke, auf einen alten Teppich, und schließe für ein paar Minuten die Augen.

Christine-Neder-Lalibela

01:00 Uhr, Finnland
Ich möchte eigentlich nicht schlafen. Diese ganze Reise ist so aufregend und schön. Ich möchte, dass die Sonne nie unter geht. Die ganze Nacht nicht. Das kann ich haben. In Finnland. Hier in Sodankylä, nördlich vom Polarkreis, geht die Sonne im Sommer die ganze Nacht nicht unter. Midnight Sun nennt sich das. So sitze ich um ein Uhr nachts am See und kann nicht glauben, dass es ein Uhr nachts ist.

Midnight-sun

07:00 Uhr, Karibik
Ich habe mich doch ein paar Stunden hingelegt und wache in einem Himmelbett auf. Als ich das weiße Moskitonetz zur Seite schiebe, blicke ich auf zwei spitze Berge, die Pitons, das Wahrzeichen von Saint Lucia. Ich bin in der Karibik, im Jade Mountain Resort, in einer Villa, die 2000 Euro die Nacht kostet und einen eigenen Butler hat plus Infinity Pool. Ich glaub, ich träume noch. Kann mich bitte mal einer kneifen?

siexiest-hotel

9:00 Uhr, Seychellen
Ich sitze wieder auf der Terrasse vom Banyan Tree Resort auf den Seychellen, habe ein Egg Florentine, meine absolute Frühstücks-Leibspeise, vor mir stehen und eine Tasse Kaffee in der Hand. Ich schaue aufs Meer, höre die Wellen, sehe einen Flughund vorbei fliegen und ich fühle mich fantastisch. Ich weiß nicht, ob ich nur geträumt habe, oder ob das wirklich alles in 48 Stunden passiert ist. Egal! Ich stehe auf, schnapp mir meine Kamera und schreie: NOCHMAL!!!

Danke, Christine.
Den Weltballon hat uns Martina Hoffmann geschenkt. Wir sagen danke und ihr könnt mal ihre Seite anschauen.

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