MODEVERGNÜGEN #98 – Die Spleens von Karl Lagerfeld

Karl Lagerfeld, ein Exzentriker, ein Ausnahmetalent, vielmehr ein Genie, eine Institution – ja eine Ikone und der König des Karliversiums. Was der Herr sagt, wird Gesetz. Was er entwirft, wird Trend. Er ist Chefdesigner bei Chanel, unterwegs bei Fendi und 2004 gab es dann Karl für alle bei H&M. Er verkauft Steiff Teddys im Karl-Look und Karl als Spielzeugfigur. Außerdem kooperiert er mit Swarowski und dem italienischen Label Hogan. Man könnte hier ewig weitermachen, es gibt nichts, was der Mann noch nicht gemacht hat. Aber was gibt es, das wir noch nicht wissen?

Der Grund, die Aufmerksamkeit mal auf die Mode-Ikone zu lenken, ist unter anderem die neu eröffnete Ausstellung im Essener Museum Folkwang, in welchem eine Auswahl seiner gestalterischen Tätigkeiten zu sehen ist. Hier kann man Videos, Meisterwerke seiner Chanel Kreationen, aber auch Fotografien sehen. Aber auch in Hamburg könnt ihr Euch Karl Lagerfelds Werke anschauen.

Karl, der aus einem sehr strengen Elternhaus kommt, wollte eigentlich immer Klavier spielen und lernen, das allerdings war seiner werten Mutter zu laut. Schnell wurde das Klavier für Karl gestrichen, mit den Sätzen: „Zeichne. Das macht weniger Lärm!“ Here we go. Heute zeichnet Herr Lagerfeld nicht mehr nur Mode, sondern nahezu alles.

Karl war natürlich schon als Kind davon überzeugt, eine Legende zu werden. Wie er in einem Interview 2010 in der SZ gesagt hat. Und genauso wie er von manchen Dingen überzeugt ist, hasst er andere. Silvester und alles was mit „gemeinsam“ zu tun hat. Sowieso kann er es sich nicht vorstellen eine Familie zu haben, dann wäre seiner Meinung nach alles schief gegangen. Mit Familie und privatem Umfeld kann man seiner Meinung nach keine Karriere machen - always alone scheint sein Motto zu sein.

Und wo wohnt er denn so alleine? In Paris, da hat er zwei Häuser. Achtung: Normale Menschen haben ein Schlafzimmer, Herr Lagerfeld aber hat ein Schlafhaus. Das andere ist „zum Leben“ da und Freunde äh Gäste zu empfangen.

Aber hat Herr Lagerfeld, denn wirklich keine Familie, muss man sich Sorgen machen?
Schwer zu sagen. Zumindest hat er neben einem Zimmermädchen zwei Chauffeure und einen Koch, die ihm 24 Stunden an sieben Tagen die Woche zur Verfügung stehen.

Trotzdem Karl Lagerfeld, Sohn eines Hamburger Kondensmilch-Fabrikanten (Glücksklee-Milch GmbH), immer so kühl ist, glaube ich, dass da ein weicher Stoffkern irgendwo sitzt. Karl ist in einem wohlsituierten, dafür aber umso strengeren Elternhaus aufgewachsen und hatte als Kind, wie er sagtm nicht viel zu lachen. Trotzdem trägt er die Kette, die die Eheringe seiner Eltern zusammenhält, immer bei sich. Auch wenn er immer wieder betont, ein weniger gutes Verhältnis zu seiner Mutter zu haben.

Was fällt einem noch so ein, wenn man an Karl denkt? Handschuhe, jung bleiben müssen und die Dauerdiät. 40 DAYS OF EATING fällt da eher aus. Was wohl Maria und Sofia davon halten?! Für alle, die es nicht wussten: Der gute Karl sah früher nämlich mal so aus... Zu seinem Diätplan deswegen auch, dass Karl Lagerfeld eine eigene Coca Cola Flasche designt hat und Cola Light wie Wasser trinkt. Ist angeblich seine Lieblingsbrause.

QuelleStylebook.de

Und wenn Herr Lagerfeld keine Cola trinkt oder arbeitet, dann liest er und zwar jeden morgen 20 Seiten. Er ist nämlich keine Leseratte, sondern ein Lesekönig. Mit mehr als 300.000 Bänden hat er sich sogar eine eigene Bibliothek angelegt.

Er kauft auch seine Schuhe immer eine Nummer zu klein, trägt seine Wäsche nur ein einziges Mal und wirft sie dann weg. Zudem wurde er früher immer Kalli genannt. Obwohl Knalli auch ganz gut passen würde. Aber warum findet man immer nur Bruchstücke von einem Menschen, der seit seiner Entscheidung in seiner Jugend nach Paris zu gehen, die Karriereleiter nach oben springt: „Man gibt keinen Kredit auf die Vergangenheit“, so Karl Lagerfeld. Okay. Verstanden.

Wenn ihr mehr zwischen den Zeilen lesen wollte, schaut auch die Ausstellungen von, über und mit König Karl an, leider nicht in Berlin, aber vielleicht eine Reise wert.

Museum Folkwang
KARL LAGERFELD Parallele Gegensätze, Fotografie – Buchkunst – Mode noch bis 11. Mai 2014
Öffnungszeiten: Di-So 10-18h, Fr 10-22h und Mo geschlossen
Eintritt: 8€, ermäßigt: 5€

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
MYTHOS CHANEL ab dem 28. Februar bis zum 18. Mai 2014
Öffnungszeiten: Di-So, 10-18h und Do, 10-21h
Eintritt: 10 €, ermäßigt 7 € und Do, ab 17h, 7€ (unter 18 Jahren frei)

Hamburger Kunsthalle
FEUERBACHS MUSEN – LAGERFELDS MODELS vom 21. Februar bis 15. Juni 2014
Di-So 10-18h, Do 10-21h und Montag geschlossen
Eintritt: 12€, ermäßigt 6€

Und wem das alles so viel oder weit weg hier, hier eine Alternative, ein kurzer Film, in dem Karl sein Leben zeichnet: „Karl Lagerfeld - Ein Portrait – Lebensskizzen“.

Noch mehr Modevergnügen gibt es hier. Letzte Woche ging es um Wohnungsverschönerung.

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