MODEVERGNÜGEN #96 – Germanys next Top- oder Flopmodel 2014?!

Sagen wir's mal so: Unterhaltungsfernsehen spaltet. Auch unsere Autorinnen. Ann-Kathrin hat sich die erste Folge Germanys next Topmodel 2014 angetan, genau wie Saskia. Warum die eine sich jetzt schon auf nächste Woche freut und die andere lieber Tiny Toons guckt, erfahrt ihr hier.


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Liebe Ann-Kathrin, was hast du Donnerstagabend um 20:15 Uhr gemacht?

Ich habe mir Germanys next Topmodel 2014 angesehen.

Was hältst du denn davon?

Das kann doch nicht wahr sein?! Schon das Intro der Serie... mehr Dramatik geht ja kaum. Die Mädchen müssen in der Luft herumhängen, sich mit Schlangen vergnügen, klischeebehaftete Liebesszenen nachspielen, lief Dschungelcamp nicht auf einem anderen Sender? Und da wird die Inszenierung wenigstens zugegeben! Zur Musikauswahl kann man nicht viel sagen außer passend: Britney Spears' „It Should Be Easy“ oder Robin Thicke „Give It 2 U“. Heidi isst Döner (sowieso, ja, wir haben's verstanden: angeblich wird gegessen. Und noch dreimal gesagt, dass gegessen wird. Jaha!). Der Döner wird mit Joop garniert: "Die Mädchen kommen mit so viel Hoffnung in den Augen, stellen sich vor dich hin und sie sehen dir sofort an, wenn du sie nach Hause schickst und so schnell platzt dann ein Traum". Kaching!

Wie war denn nun die erste Folge?

Ich fasse mal kurz zusammen: Backstage wird beim ersten Casting im Tempodrom über Wiedererkennungswerte, Hautfarbe und die Konkurrenz gesprochen. Über 15.000 Mädchen haben sich beworben, die mit dem „größten Potential“ wurden eingeladen. Heidi sucht (angeblich): "Persönlichkeit, Ausstrahlung, Professionalität, Esprit, Charm, Witz und Ehrgeiz". Joop zu Klum beim ersten Treffen: "Wir haben ja auch lange geflirtet!“ Klum: “Geflirtet, wir? Da habe ich aber nichts von mitbekommen.“ Hätten wir das also auch geklärt. Dass die Mädels nach und nach mal im Bikini, mal bauchfrei in Jeans über den Runway laufen müssen, gehört zum Business. Aber trotzdem wird klar, was für eine Rolle die Mädchen spielen: Eine füllende ohne Aussage. Sie sind Material, das zur Verfügung gestellt wird und mit dem die Jury arbeiten kann, darf und wird. Diesmal gibt es kein Foto sondern Schuhe zur Belohnung, wenn das Material gut war. Entweder einen für die Warteschleife (uhuuu, Spannung!) oder zwei für weiter. Joop sitzt nicht nur in der Jury, um zu entscheiden, sondern auch, um sein eigenes künstlerisches Können mit Zeichnungen unter Beweis zu stellen, die nach der Sendung sicherlich irgendwo versteigert werden. Man merkt: Es werden auch angebliche Versprecher und kleine "Hinter-der-Kamera-Bemerkungen" hineingeschnitten. Irgendwas muss man ja für die Sympathie tun. Aber abgeholt werden nur die Mädchen mit der besonderen Geschichte. Betty aus dem Kinderheim zum Beispiel. Ein Traum wird wahr. Alles klar. Heidi as big mama. Später hat big mama leider Fieber und Bauchweh, da darf die Kamera nur mit, bis alle Bilder für den nächsten Folgenteaser im Kasten sind, dann aber bitte ausmachen. Fotos werden den Mädchen kurz nach dem Aufstehen im Bett überreicht, ein bissle ungeschminkte, nackte Haut - aber mit BH wird geschlafen!

Plakat2.0

Was kann man anders machen?

Ich frag mich wirklich, ob man was besser machen kann. Das Format ist eben auf Entertainment ausgelegt und nicht nach der Dokumentation des wahren Model- und Modebusiness. Vielmehr wünsche ich mir Dokumentationen, die ehrlich sind, die nicht das Business absichtlich schlecht machen, sondern mit Fakten arbeiten und zeigen, wie hart das Leben als Model sein kann. Kein Spaß, sondern ein Job!

Dein Fazit?

Schon die Poster zu GNTM machen mich aggressiv und bringen es aber selbst auf den Punkt: „Show yourself!“. So auch das Motto der ganzen Staffel. Heidi Klum weiß, wie es funktioniert, Inszenierung gehört für sie zum Tagesgeschäft. Joop, der die ersten Staffeln der Sendung noch verachtete und öffentlich kritisierte, ist nun selbst dabei. Was tut man nicht alles? Zitat Joop: „Alleine die Boobs sind schon super, aber sie stehen in Konkurrenz zum Kopf!“

Was machst du nächsten Donnerstagabend?

Pizza essen und Tiny Toons schauen.


FotoGNTM

Liebe Saskia, was hast du Donnerstagabend um 20:15 Uhr gemacht?

Ist die Frage ernst gemeint? Na was wohl?! GNTM geguckt. Schon seit Monaten habe ich ein dickes, fettes, rotes X in meinem Kalender stehen.

Was hältst du denn davon?

Ich mag GNTM – so ist es und dazu stehe ich. Bevor ich dafür einen Shitstorm von denjenigen ernte, die auch der Meinung sind, dass Barbie den Mädchen ein falsches Bild der weiblichen Figur vermittelt: Stop, bitte entspannt mal, dazu gehört mehr als eine Plastikpuppe oder eine Fernsehsendung. Aber weg von den Plastik-Mädchen und hin zu Heidis „Määääädels“. Die Mädels wissen, was ihnen blüht. Die gehen da freiwillig hin. Anna, gerade mal 17 Jahre alt, spricht in die Kamera, als hätte sie ihr ganzes Leben nichts anderes gemacht: „Ich bin schlau, bin lustig, peinlich ist mir nichts, ist doch egal, was die Leute denken“. Weil so eine Sendung natürlich auch bezahlt werden muss, mangelt es wie immer nicht an Werbung: Parfümmarken, Opel, Jade Maybelline und und und – ich gebe zu, auch mich nervt das. Aber ist doch klar, dass es auch ums Geld geht: Wer Model werden will, möchte davon überleben können. Adele – die es trotz einer Bauchtanzeinlage nicht unter die Top 25 schafft – gibt genau das ehrlich zu: „Ich will Geld damit verdienen“. So gesehen, ist die Show an sich – ich spreche nicht von der Zeit danach – doch eine super Gelegenheit, durch die Jobs ein bisschen was zu verdienen. Außerdem bekommen die drei Finalistinnen einen neuen Opel geschenkt. Wer würde da schon nein sagen? Alleine für einen solchen Gewinn lohnt es sich, sein Glück dort zu versuchen. Auch von den anderen Werbepartnern springt für die Mädchen einiges raus: Sie werden mit Make-up überschüttet, bekommen Uhren, Taschen, Kleidung, Schuhe...Und das Beste von allem: das Umstyling.

Wie war denn nun die erste Folge?

Über die diesjährige Jury bin ich positiv überrascht. Thomas ist eher unauffällig, kurzzeitig sind sogar mal seine Birkenstock-Schlappen im Bild, Heidi spielt wie immer die Mama für alle und Wolfgang Joop ist gar nicht mal so unlustig. Man merkt, dass die drei sich selbst nicht richtig ernst nehmen und noch über sich selbst lachen können. Obwohl die Modelmama und Joop sich erst seit der Sendung kennen, darf der Designer Heidis Rumgezappel als „Fruchtbarkeitstanz“ bezeichnen, ohne sich dafür entschuldigen zu müssen. Vor allem reden die drei nicht um den heißen Brei herum. Es gibt in dieser Folge zum Glück niemanden à la Gina-Lisa, Tessa oder Giselle, die nur dabei waren, um für Zickenterror und Drama zu sorgen. Wer nicht gefällt, fliegt.
Von den in dieser ersten Folge ausgewählten Mädchen ist keines zu dünn, vor allem Aminata hat einen mehr als durchtrainierten, gesunden Körper, den sie gekonnt einsetzt. Anders als in den vorherigen Staffeln spielt das Essen an sich aber eine ziemlich große Rolle – vor allem Heidi scheint immer am futtern zu sein. .

Was kann man anders machen?

Redet doch einfach mal Deutsch. Vor allem Thomas ist ganz groß darin, immer wieder englische Wörter in seine Sätze zu schmuggeln: „Supercute! You’re right. Edge! Boobs!“ – die Wörter gibt es auch in unserer Sprache und klingen dann doch ein bisschen lächerlich aus Thomas Mund. Und auch Heidi kann sprachlich noch was lernen. Ihr immer wieder gerne, aber leider falsch benutztes „als wie“ – „Lisa ist größer als wie Lena“ – nervt tierisch. Heidi, es reicht, wenn du einfach nur „als“ sagst.
Außerdem könnte es auf dem nächsten Flug gerechter zugehen. Wieso müssen die Mädchen auf dem 12-stündigen Flug im A380 nach Singapur in der Holzklasse sitzen, während Heidi und Thomas es sich in der First-Class gemütlich machen und sich ein Glas Champagner gönnen?

Dein Fazit?

Ich kann dabei entspannen. Es heißt nicht umsonst „Unterhaltungsshow“. Ich habe bei GNTM nicht den Anspruch etwas zu lernen, mir etwas abzuschauen oder mir schlaue Gedanken darüber zu machen, mir geht es nur um die leichte Unterhaltung.
Das Totschlagargument gegen GNTM, das von allen Seiten kommt, kennt man ja: „Das entspricht nicht der Realität!“ Ach nee, das ist ja was ganz neues – Fernsehen zeigt nicht das echte Leben?! Wow, das hätte ich niemals gedacht. Es müsste mittlerweile doch eigentlich jedem klar sein, dass das Fernsehen von Inszenierung lebt und auch nur mit ihrer Hilfe existieren kann. Oder glaubt ernsthaft noch jemand, dass ein Mord so gelöst wird, wie es die schlauen Kommissare der sonntäglichen Tatorte machen, die zufälligerweise auch privat noch mit extrem dramatischen Problemen zu kämpfen haben? Auch wenn GNTM im Gegensatz zu Spielfilmen als „Reality-TV“ gilt – Fernsehen ist Fernsehen.

Was machst du nächsten Donnerstag um 20:15 Uhr?

GNTM gucken! Ganz entspannt werde ich auf dem Sofa mit Schwester und/oder Freundinnen sitzen, Schokolade essen und eine Flasche Sekt köpfen. Ich muss ja wissen, wie es mit Heidi in der Notaufnahme weitergeht. „Können wir jetzt bitte die Kameras ausmachen“ jammerte sie noch von der Liege.





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