MODEVERGNÜGEN #78 Kieken, gucken & glotzen mit Brillen von Lunettes

Ja, ich gebe es zu, ich müsste eigentlich Brille tragen – eigentlich. Denn ich weigere mich eine Brille zu tragen. Warum? Weil ich einfach nicht die richtige finde! Zu oft bin ich schon verzweifelt aus den verschiedensten Läden gestolpert, sauer und unzufrieden, aber vor allem enttäuscht darüber, dass ich sie wieder nicht gefunden habe – die perfekte Brille! Aber nun scheint es, als sei ich fündig geworden. Nämlich bei Lunettes, einem tollen Vintage-Brillen-Laden aus Berlin mit einer feinen Auswahl für die, die sich mit Brillen normalerweise schwer tun. Als Motivation für euch gibt es meine Lieblingsauswahl inklusive Sonnenbrillen für den goldenen Herbst.

Fangen wir von vorne an. Lunettes gibt es gleich zweimal in Berlin. Neben tollem Design mit hohem Wohlfühlfaktor gibt es in den Läden ein riesiges Sortiment an Brillen und Sonnenbrillen. Ob Antikbrille, Designklassiker wie der Pantobrille, der Vintage-Hornbrille oder der Nickelbrille, bekommste alles. Bei Lunettes findet man quasi einen Querschnitt durch die Design-Geschichte der Brille ab 1900. Uta Geyer, die Gründerin und Besitzerin, hat liebevoll und bis ins Detail an alles gedacht. Deswegen habe ich ihr ein paar Fragen gestellt.

LUNETTES-UTA-05_72dpi

Liebe Uta, warum der Name "Lunettes"?

Ich fand das deutsche Wort „Brille“ einfach nicht sehr ansprechend vom Klang. Das spanische "Gaffas" ist eher etwas schroff und hart, "Spectacles" und "Glasses" gab es schon zu häufig und "Occhilali" - das italienische Wort für Brille - kann auch nicht unbedingt jeder aussprechen. So kam es zum französischen "Lunettes", was sehr leicht zu merken ist und einen netten Klang hat, noch dazu hat es einen recht poetischen Hintergrund und wird vom Französischen "kleiner Mond" für Brillenglas abgeleitet - was ich sehr charmant finde. Da wir beim Entwurf vom Logo mit einer Schreibschrift arbeiten wollten, bot sich das Wort auch an, weil sich der Anfangsbuchstabe "L" und auch die zwei "T"s sehr verspielt ausarbeiten lassen.

Wie bekommst du so viele hochwertige Vintagebrillen?

Das Auffinden der Ware war gerade anfangs mit richtiger Detektivarbeit verbunden. Ich bin viel gereist und war an Orten, die ich vorher gar nicht kannte, um die Brillen in aller Welt aufzuspüren. Ich habe mich stundenlang durch Lager und Keller gewühlt. Mittlerweile ist das Konzept aber so bekannt, dass uns häufig auch Brillen angeboten werden. Ich bin jetzt nicht mehr so viel unterwegs. Wir bieten zudem seit einigen Jahren neben den Vintage-Originalen auch unsere eigene in Italien handgefertigte Kollektion an, die LUNETTES KOLLEKTION. Neben der eigenen Linie gibt es auch Modelle von befreundeten Designern, wie zum Beispiel Garrett Leight. Wir führen seine Linie in Berlin und er verkauft unsere Kollektion in Los Angeles in seinem Laden. Auch die Marke ALGHA, die seit über hundert Jahren in London produziert wird, liegt uns sehr am Herzen. John Lennon trug schon in seiner Kindheit die feinen, runden Drahtgestelle aus der „Savile Row“.

Kann eigentlich jeder eine Brille tragen?

Ich denke, dass man für jedes Gesicht mindestens eine passende Brille finden kann. Natürlich gibt es Menschen mit einem "Brillengesicht", die fast jede Brille tragen können (die haben dann die Qual der Wahl), und andere, für die es vielleicht nicht so einfach ist. Aber gerade im Bereich der Vintagebrillen gibt es wahnsinnig viel Auswahl, was Größenvariationen und Formvarianten angeht. In den heutigen Kollektionen wird meist nur ein Standardmaß produziert. Früher gab es z.B. verschiedene Stegbreiten zur Auswahl und deshalb hat man gute Chancen bei den alten Fassungen auch mit einem ungewöhnlich hohen Nasenrücken, sehr eng stehenden Augen oder besonders hohen Wangenknochen ein passendes Modell zu finden.

LUNETTES-UTA-04_72dpi

Was denkst du, was hat die Brille zum neuen modischen Accessoire werden lassen?

Ganz anders als Kleidung befindet sich die Brille mitten im Gesicht, vor den Augen des Gegenübers - also da, wo man immer hinschaut. Sie kann einem Menschen unmittelbar ein ganz neues Erscheinungsbild verpassen, die Persönlichkeit unterstreichen oder auch zum Markenzeichen werden. Eine Brille kann also unmittelbar ganz viel verändern. Das macht sie als Accessoire so attraktiv. Sie hat eine sehr starke Wirkung und ist oft ein Mittel, in eine neue Rolle zu schlüpfen, das Image zu ändern. Die "Nerdbrille" war ja der Versuch, sich mit einer zu klobigen Brille vermeintlich hässlicher zu machen, um sich über ein Schönheitsideal zu stellen: Ich trage Brille, finde mich aber trotzdem sexy.

Wir brauchen ein paar Tipps vom Profi: Auf was muss man beim Kauf einer Brille achten?

Bei Lunettes arbeiten wir nicht mit formalen Regeln: Runde Brille für dreieckige Gesichter, eckige Brille für runde Gesichter und so weiter. Die Physiognomie eines jeden Gesichts ist doch so individuell, die kann man nicht in eine geometrische Form fassen, finden wir. Es hilft meist, einfach ohne Vorurteile verschiedene Formen wild drauflos zu probieren, dann kann man sich durch Ausschlussverfahren langsam an die passende Form herantasten. Was Farbe betrifft: Ich finde das ewige Schwarz bei Brillen recht ermüdend. Schwarz ist dem Gesicht so fremd und betont harte, strenge Züge. In einer weicheren Farbe, die der Haarfarbe oder der Hautfarbe ähnelt, kann man dann auch viel besser eine markantere Form tragen. Wobei sich viele Menschen mit schwarz sicher fühlen - sie denken dann, ein schwarzer Rahmen passe ja zu allem. Für mich ist das ein Trugschluss, ein Grauton zum Beispiel vereint alle Farben dieser Welt, deshalb kann Grau auch zu allem passen. In unserer Lunettes Kollektion gibt es deswegen sehr viele Grautöne. Hilfreich ist es auch immer, Fotos von sich selbst zu machen. Das ist eine perfekte Ausgangsbasis, um Favoriten untereinander zu vergleichen. Man sieht sich selbst auf Fotos ganz anders als im Spiegel. Wir machen gerne Fotos vor Ort und senden sie dann per Mail zum Kunden. Mittlerweile hat aber auch fast jeder ein Smartphone - das macht das Ganze noch einfacher.

lunettes-selection-store-dunckerstrasse-1

Deiner Meinung nach der Trend für den kommenden Herbst oder Winter?

Groß - aber nicht mehr so massiv. Matte Oberflächen, feine Metallelemente.

Und auf was können wir uns nächsten Frühling freuen?

Auf Sonnenbrillen in pastelligen Tönen, die runden Gläserformen bleiben. Wir freuen uns besonders auf unsere Kollaboration mit dem Label ODEEH und: Spiegelgläser, Spiegelgläser, Spiegelgläser!

Und zum Schluss: Welche Brille trägst du?

Ich trage aktuell drei Brillen, zwischen denen ich abwechsle - je nach Lust, Laune und Outfit. Ich habe eine vom Londoner Label „Oliver Goldsmith“. Es ist ein sehr großes, glänzendes, schwarzes und markant eckiges Modell. Ein Nachbau eines Originalmodells aus den 60ern, sehr auffällig – nichts, um sich ungesehen, verkatert zum Bäcker zu schleichen. Für solche Tage habe ich ein Modell aus der eigenen Kollektion, es ist mattbraun, groß und rund - trotzdem dezent. Also nicht so "Hallo - hier Frau Brille!". Mein drittes Modell ist aktuell eine große, runde, transparente Vintage-Pantoform aus den 80ern. In die habe ich mir Gläser mit einer zehnprozentigen grauen Tönung einsetzen lassen - kaum wahrnehmbar, aber es entsteht ein schöner leichter
Kontrast zwischen Glas und Fassung. Man kann damit den "Schweißerbrilleneffekt", die transparente Brillen oft haben, mildern.

lunettes-selection-store-torstrasse-4

Was mich aber überzeugt und mir vor allem meine Hemmung vor noch einer weiteren erfolglosen Brillensuche genommen hat, war der Online Shop von Lunettes. Der funktioniert nämlich auch einfach: Ihr schaut euch im Online Shop nach euren fünf liebsten Brillengestellen um und lasst euch diese nach Hause schicken. Anprobieren, die anderen zurückschicken, froh sein. Dieser Auswahlservice ist genau das richtige für jemanden wie mich, der sich schwer mit Entscheidungen tut. Brille an, Brille aus und so weiter und sofort. Ich hab jetzt nur ein Problem, ich will sie irgendwie alle. Hier meine fünf Favoriten. Für die Sonnenkinder gibt es drei wunderbare Vintage-Brillchen.

1. Die Gotcha SUN in matt schwarz und gold mit Doppelsteg aus den fetzigen 90er Jahren für schlappe 79€.

IMG_9166

2. Eine feine Mädchen-Version in sweet Pink, ein zeitloses Brillendesign der Legende Robert La Roche für 198€.

RobertLaRoche

3. Oldie but Goldie: Die Old Timer Selecta im schlichten Zebra-Look, in Italien hergestellt von der New Yorker Firma Selecta, für 129€.

SelectaOldTimer
IMG_9150

Und natürlich zeige ich euch auch meine zwei Brillen-Lieblinge:

4. Das Kultstück von Epos Milano: Plutone mit schickem Schlüssellochsteg. Auch bekannt als Intellektuellenbrille der 40er Jahre für 149€. Ich hoffe, es hilft.

EposMIlano

5. Der Klassiker der neuen Brillenbewegung: Die Hornbrille Version 80233 im edlen Hellbraun von Selecta, wurde in den 60er Jahren in Frankreich hergestellt und ist für 159€ zu haben.

SelectaVersion80233

Ab heute bin ich also glückliche Brillenschlange. Ach ja, und für die Jungs gibt es natürlich auch eine feine Auswahl an Brillen bei Lunettes. Also genau aufpassen, wenn euch Matze und Pierre vor die Nase laufen. Jetzt seht ihr sie ja besser.

DSC_0259

-
Lunettes Selection #1
Dunckerstr. 18
10437 Berlin

Montag bis Freitag: 12:00 - 20:00 / Mittwoch: 10:00-20:00
Samstag: 12:00 - 18:00 Uhr

Lunettes Selection #2
Torstraße. 172
10115 Berlin

Montag bis Freitag: 12:00 - 20:00 UHR
Samstag: 12:00 - 18:00 Uhr

Zurück zur Startseite