Artvergnügen #65 – C/O Berlin braucht euch

Berlin ist eine Stadt, die sich in den letzten Jahren an Phantomschmerzen gewöhnen musste. Viele schöne Orte, die man früher unbedacht besuchen konnte, weichen immer häufiger den Bauplänen oder Interessen Anderer und wir können trotz des kräftigen Widerstands der Berliner Szene manchmal nicht mehr tun, als diesen Wandel hinzunehmen. So ist es auch dem Ausstellungshaus C/O Berlin ergangen, das im März 2013 das geschichtsträchtige Postfuhramt in Mitte, welches Architektur- und Kunstfreunde anzog, verlassen musste.

Einen neuen Standort zu finden, der die Ausstellungen im C/O Berlin ähnlich würdig präsentieren kann, wurde ein schwieriges Unterfangen. Bald aber stand fest: Das Amerika Haus soll das neue Zuhause werden. "Wo soll das denn sein?" tönte es im Kanon von der Feuilletonleserschaft zurück und reagierte im letzten Jahr noch ungläubig auf die Antwort: Charlottenburg.

In diesem Jahr sieht das schon ganz anders aus. Keinem ist entgangen, dass es diese Stadt westwärts zieht. Die Samstage kann man hipstergerecht im Bikini-Haus verbringen und die neuen Galerien und Restaurants dort bringen allmählich den Glamour alter Tage wieder. Inzwischen zappelt die Kunstgemeinschaft sogar ungeduldig mit den Füßen, weil sie die Neueröffnung des Ausstellungshauses im Westen der Stadt nicht länger erwarten kann.

Währenddessen wird im Amerika Haus unter Hochdruck gearbeitet. Man weiß um die Erwartungshaltung des Publikums. Doch ein Haus in ein Ausstellungshaus zu verwandeln, kostet neben Zeit und Nerven natürlich vor allem viel Geld: Klima- und Sicherheitstechnik, Bodenbeläge, Ausstellungswände und Beleuchtung – das alles muss das C/O Berlin selbst bezahlen, da es sich als nicht-kommerzielles Ausstellungshaus nur von Spenden, Eintrittsgeldern und Sponsoring finanziert.

Unter dem Slogan "Turn Us On" wurde jetzt eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen, um den Innenausbau unterstützen zu können. Berühmte Supporter wie Anton Corbijn, Peter Lindbergh und Sascha Weidner erklären in Videobotschaften, warum wir für dieses Haus in unsere Taschen greifen sollten. Belohnt wird man bekanntermaßen ja auch für seine Spenden und so könnt ihr euch das schicke "Reflector Bag" sichern oder euch für einen Platz bei unserem Photowalk, mit dem Fotografen Sascha Weidner anmelden, der vom alten Standpunkt im Osten zum neuen Standpunkt in den Westen führen wird.

Um es mit Peter Lindbergh's Worten zu sagen: C/O Berlin ist der beste Ort in Deutschland, um Fotografie auszustellen. Man muss nicht einmal mehr das Programm studieren, um einen Grund für einen Besuch zu haben. Die Ausstellungen waren ohne Ausnahme verlässlich gut bis Weltklasse. Ich bin mir sicher, dass sich Phantomschmerzen am besten stillen lassen, wenn man sie durch Vorfreude auf etwas Neues ersetzt. Also Berlin, auf geht's!

Grand Opening C/O Berlin am 30. Oktober 2014
Amerika Haus
Hardenbergstraße 22-24