An der Ecke in New York: Bedford Avenue / North Sixth Street

In Brooklyn hört man die Vögel singen. Das ist fast schon eine Überraschung, wenn man aus Manhattan kommt, wo die Stadt laut und schnell ist und einen beinahe Taxis überfahren, während man zur Bahn rennt. An der Ecke Bedford Avenue/North 6th Street läuft alles etwas entspannter ab.

Touristen schlendern durch die Straße, um sich das neue und "hippe" New York anzuschauen. Ein alter Mann baut seinen Schmuck-Stand an der Ecke auf, aber er hat keine Zeit für ein Gespräch. Und die Frau am Tacco Truck sorgt geschäftig für Ordnung, bevor der erste Mittagsansturm los geht. Der Rest der vorbeilaufenden New Yorker scheint wie immer in dieser Stadt ein genaues Ziel vor Augen zu haben und rennt mit Wasserflasche, Handy und Eiskaffee in der Hand zum nächsten Lebenstermin.

Sophie und Laura schlendern vorbei und fragen neugierig, warum ich die Ecke fotografiere. Sie sind beide echte New Yorkerinnen und in Brooklyn aufgewachsen, wo sie noch zur Schule gehen. Sie können sich nicht vorstellen hier mal endgültig wegzuziehen, schließlich, stellen beide mit einem Grinsen fest, würden sie ja schon am besten Ort der Welt wohnen. Sophie, mit den blonden Haaren, ergänzt dann noch, dass es manchmal aber auch ganz schön schwer ist in New York zu sein, wo man eigentlich keine Sehnsucht mehr haben kann, weil sowieso schon alles cool ist.

Während die beiden sich auf in Richtung Lieblingscafé "Five Leaves" machen, wo es aus ihrer Sicht die besten Pancakes der Stadt gibt, kommen Dan und Coby über die Straße gelaufen und verdienen mit ihren Sonnenbrillen und Metal-Shirts schon jetzt den Titel des coolsten Paares des Tages.

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Sie besuchen Freunde in der Stadt und waren gerade im MOMA PS1, wo sie sich die Ausstellung über Christoph Schlingensief angeschaut haben, die sie sehr beeindruckt hat. Nach New York kommen sie gerne wegen der Kunst und Musik. Jetzt müssen sie schnell weiter, weil sie gleich noch verabredet sind, aber sie finden es lustig, dass sie mit mir nach Schlingensief heute noch eine "german person" getroffen haben.


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Sie weiß, dass sie schön ist und fährt sich gekonnt durchs Haar, lässt gelassen ein Foto von sich machen, so als ob es das Alltäglichste der Welt wäre, dass man sie anspricht. Während ich das Foto mache, sagt die Frau kein Wort und versteckt sich hinter ihrer Riesenbrille, die mehr als ein Accessoire ist und für die notwendige Distanz zwischen ihr und der Welt zu sorgen scheint. Sie mag auch nicht verraten, wie sie heißt, oder wissen, wofür das Foto ist. Sie verschwindet einfach mit einer mysteriösen Eleganz und Selbstverständlichkeit in Richtung 6th Street.

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Vor dem New York Muffin Store steht eine Gruppe von Leuten, die auf Deutsch gut gelaunt diskutieren, was sie als nächstes machen wollen. Sie sind Teil der Stara Laubemia Band aus Ostritz und besuchen gerade die Familie eines Bandmitglieds in Long Island. Außerdem spielen sie in der Radegast Beer Hall in Williamsburg. Sie überlegen kurz, ob sie ein Foto machen wollen, weil ein Teil der Band fehlt, aber entscheiden sich dann dafür, "denn wer eben nicht dabei ist, verpasst das Beste".

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Nick schiebt sein Fahrrad neben seiner Freundin Victoria her, die mit ihrem Hut, der Cola-Glasflasche und dem roten Lippenstift wie aus einem alten Foto aus den 50er Jahren entsprungen aussieht. Während sie ein bisschen rumalbern, erzählen sie, dass sie gemeinsam in Bushwick wohnen, weil da alles ein bisschen entspannter und ruhiger ist.

Am besten gefällt ihnen am New Yorker Leben das Essen und der Smorgasburg Foodmarket direkt am East River Park – überhaupt findet Nick die Parks in New York am besten. An der ganzen Straßenecke findet man überall versteckte Street-Art-Stencils, Sticker und Nachrichten, auf denen Leute ihre Arbeit anbieten. Es wirkt schon fast altmodisch und gar nicht so modern, wie man es von der Stadt erwartet.

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Zur Bedford Avenue und wieder zurück nach Manhattan kommt man mit dem L-Train, die Brooklyn mit der Insel verbindet. Die schnarrende Stimme, die „the next L-Train is arriving on the Manhattan bound platform“ ankündigt und sich dabei mit der Musik vermischt, lässt einen ein wenig wehmütig werden, wenn man die eisgekühlte U-Bahn in Richtung owntown betritt und Williamsburg hinter sich lässt.

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Wenn ihr schon mal in New York seid, dann haben wir hier noch ein Artvergnügen New-York-Special für euch.

Das letzte Mal standen wir an der Ecke Pistoriusstraße/Woelckpromenade.

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