ABENDBROT MIT SARAH #18 – Gluschtn und Koschtn Supperclub in Kreuzberg

© Anna Rose

Schüttelbrot, Graupenschmalz, Topfennocken. Für die Menübeschreibung des Südtiroler Supperclubs Gluschtn & Koschtn musste ich als Nordlicht mehr googlen, als das sonst in den meisten japanischen Restaurants nötig ist. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Der Abend in den Räumen des Indoor-Farming-Projekts Infarm in Kreuzberg hat mich mit der herzhaften, aber feinen Südtiroler Küche bekannt gemacht. Und einmal mehr hat sich die Gegenwartsdiagnose bestätigt: Essen ist das neue Feiern.

In einem versteckten Hinterhof in der Nähe des Chesters in der Glogauerstraße luden gleich drei Parteien zum Abendbrot in großer Runde: Das Südtiroler Magazin 39Null hatte sich mit dem Berliner Residency-Programm für Köche, Bon Bock, zusammengetan, die Jakob Zeller und Buster William Turner eingeladen haben, die wiederum auf den Dächern Barcelonas ein Rooftop Smokehouse betreiben.

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Als wir kurz nach sieben im Hinterhof ankommen, werden bereits in einer Art überdimensioniertem Blumentopf Miesmuscheln über Tannennadeln geräuchert, ein charmanter Herr schenkt Sekt in großzügigen Mengen aus. Auf den langen, weißgedeckten Tafeln liegt neben den hübsch gestalteten 39Null-Magazinen für jeden Gast ein kleines Goodiebag mit Südtiroler Salzen zum Selberkochen.

Weil uns nach dem Appetizer ein Regenschauer aus dem Hof in die Räume von Infarm vertreibt, packen alle mit an. Als wir dann in durchmischter Sitzordnung wieder am Tisch Platz nehmen, kann es mit dem Essen losgehen.

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In Vorbereitung auf den Abend las ich von "alpenländischen Spezialitäten und mediterranen Zutaten, traditioneller Hausmannskost und Haute Cuisine". In Südtirol scheinen sich nicht nur verschiedene Kulturen und Sprachgebiete zu vermischen, sondern auch Kochstile. Mit dem ersten Gang beginne ich zu verstehen, was gemeint ist: Auf meinem Teller landet eine Art Wurst aus Fisch mit lauwarmen Kartoffelsalat, Radieschensprossen und wilden Pilzen. Sehr subtil gewürzt und lecker.

Die rosa gebratene Entenbrust (oder in meinem Fall der sehr zarte gegrillte Pulpo) mit warmen Semmelknödelsalat, Petersilienkapern und Orangensauce war zwar ebenso lecker, allerdings driftete zu diesem Zeitpunkt der Wein- und Essenspegel zusehens auseinander – zwei Stunden Warten zollen eben ihren Tribut.

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Das Dessert war mein persönliches Highlight. Viel zu oft werden süße Konsens-Sünden wie Schokoladensoufflé oder Crème Brulée serviert und interessante, weniger süße Kreationen übersehen. Eines meiner besten Nachtisch-Elebnisse war ein Obstsalat nur aus Zitrusfrüchten mit Thaibasilikum.

Aber auch der finale Schlusspunkt unter das “Gluschtn & Koschtn”-Menü war großartig: Topfennocken alias Quarkbällchen in Semmelbrösel gewälzt und mit frischem Kirschkompott. Cremig, fruchtig, wenig süß – ganz nach meinem Geschmack.

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Wer Lust hat, beim nächsten dieser ambitionierten Supper Clubs mit dabei zu sein, sollte die Ohren offen halten: Ab Herbst wollen die Jungs von Bon Bock ihre kulinarische Residency zu einem monatlichen Event ausbauen.

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Fotografiert hat den Abend Anna Rose. Vielen Dank!

Vor zwei Wochen war Sarah im Parker Bowles essen. Noch mehr Essen findet ihr in unserer Abendbrot-Rubrik.

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