ABENDBROT MIT SARAH #17 – Parker Bowles in Kreuzberg

Der Moritzplatz auf halber Strecke zwischen Mitte und Kreuzberg ist in den letzten Jahren von einer identitätslosen Koordinate auf dem Stadtplan zu einem Vorzeige-„Berlin“-Ort geworden, der auf keiner Wochenendroute fehlen darf. Neben den idyllischen Prinzessinnengärten, hat Modulor – das Toys‘r‘us der Architekturstudenten, Gestalter und überdurchschnittlich motivierten Geschenke-Einpacker –, das Prince Charles und seit Anfang des Jahres das Parker Bowles, ein neuer kulinarischer Fixpunkt, dem Platz Leben eingehaucht. Grund genug, um den Laden genauer unter die Lupe zu nehmen.

Quirin Schwanck, Gründer des Prince Charles und Oliver Rother, Inhaber des Restaurant NEU und der Lining Bar, übernahmen die ehemaligen Räume des "Coledampf's" an der Prinzenstraße, um dem royalen Club eine kulinarische Partnerin zur Seite zu stellen – (Camilla) Parker Bowles eben. Durch eine riesige Fensterfront, die im Sommer komplett offen ist, kann man von der Straße in den großen Raum und auf die ausladende Bar schauen. Der intimere Restaurantraum liegt etwas versteckt im hinteren Teil. Die Einrichtung folgt der bewährten Berliner Ästhetik: Sichtbeton + unverkleidete Decken + rustikale Holztische = metropole Gemütlichkeit.

Das Publikum am Freitag Abend ist eine Mischung aus Clubgängern, die den Abend mit Freunden in einer feieraffinen Atmosphäre einläuten, Dates, die einen Startpunkt für den Abend suchen und Menschen, die einfach gespannt auf das Essen der beiden Köche Sebastian Pfister und Ben Pommer sind.

"Grade tagsüber zum Lunch sitzt hier eine bunte Mischung an Leuten und nicht selten werden auch mal die älteren Semester abgegeben, wenn die Kids bei Modulor shoppen gehen", erzählt Oliver. Das Parker Bowles als Bälleparadies des Aufbau-Hauses – ein nettes Bild. Wir setzen uns mit der gesamten Crew an einen langen Holztisch am Eingang und gehen die Karte durch.

Beim Blick aufs Menü fallen sofort zwei Sachen auf: Die Macher sind echte Popkulturjunkies und hatten beim Zusammenstellen der Gerichte scheinbar viel Spaß. Die Signature-Longdrinks heißen Larry Kubiac, Jerry Steiner, Mikey Randall und Parker Lewis. Der Coole von der Schule verleitet hier mit Lemongras-infused-Gin und hausgemachter Grapefruit-Limo zum Trinken.

Die selbstgemachten Limonaden haben zwar weniger kreative Namen, sind aber eine echte Empfehlung für diejenigen, die Lust auf eine unalkoholische und vor allem nicht-süße Erfrischung haben. Ich habe die Rote-Beete-Limo und die Gurken-Ingwer-Variante probiert und fand beide großartig.

Auch die Essenskarte überrascht mit einem wilden Potpourri aus Leckereien. "Wir sind noch im Feinschliff, was das Konzept angeht", erklärt Oliver. Was ich sehe, ist ein Feuerwerk an Einflüssen und das strikte Ignorieren von regionalen Grenzen oder klassischen Kombinationen. Beim "German Umami" wird krosser Schweinebauch mit Sauerkraut, Udon-Nudel-Scheiben, Sucuk, Koriander und Safran gemixt. Klingt seltsam, ist aber saulecker.

Die "Tanqueray Scampis" sind mit Thaibasilikum in einer Kartoffelhülle knusprig frittiert und kommen mit zeitgeistigen low-carb Zucchini-Spaghetti auf einem Gin-Tomaten-Sirup daher. Das vegane Austernpilz-Schnitzel mit Polenta-Fritten, einem Gurken-Ingwer-Salat und Mango-Sesam-Chutney ist der Beweis, dass man durchaus türkische Knoblauchwurst und vegane Gerichte auf einer Karte vereinen kann. Inklusives Dinnieren für alle Ess-Typen quasi.

Mein Highlight war das sous-vide gegarte Seeteufelfilet mit Kichererbsen, Salsa Verde und gegrillter (!) Wassermelone. Obwohl ich einer der wenigen Menschen bin, der Melonen nur in Form von Smoothies für vertretbar hält, war dieses gegrillte, fruchtige Etwas in Kombination mit der pikanten Salsa Verde und dem Fisch eine großartige Überraschung.

Da man alle Gerichte in einer "Tapas"-Größe und als Hauptgericht bestellen kann, sollte man sich auf jeden Fall quer durch die Karte testen, um die Vielfalt der Küche auszunutzen. Zum Abschluss gab es einen kleinen Berg aus Schoko-Roggen-Brownie, Bananeneis und Kokos-Creme sowie ein Erdnuss-Frenchtoast mit grünem Teeeis. Nach guten zweieinhalb Stunden bin ich satt, glücklich und habe angemessen einen im Tee.

Das Kurzfazit: Hingehen!

Parker Bowles
Prinzenstraße 85D
10969 Berlin

Montag bis Mittwoch 09:00 – 20:00 Uhr
Donnerstag bis Samstag 09:00 – 04:00 Uhr

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Vielen Dank an Julia Luka Lila Nitschke für die tollen Fotos & Nico für die Organisation! 

Vor zwei Wochen war Sarah im Café Pförtner essen. Noch mehr Essen findet ihr in unserer Abendbrot-Rubrik.