ABENDBROT MIT AIDA #27 Gaston in Neukölln

© Romy Maxime

Mittlerweile brauche ich wahrscheinlich nicht mehr zu erwähnen, dass ich ein großer Fan der spanischen, insbesondere der katalanischen Küche bin. Und Tapas in Deutschland zu bekommen ist eben nicht ganz so leicht. Auch wenn sie manchmal besser sind als erwartet. Aber auf dem Weserstraßen-Partystrich hat sich eine kleine Quelle aufgetan, die Neukölln und ganz Berlin nicht nur mit wahnsinnig leckeren, authentischen Tapas versorgt sondern auch für ein paar Stunden vergessen lässt, dass man sich im schlecht gelaunten Betonmoloch Berlin befindet. Es ist laut, es riecht nach Sardinen, Tomaten und Urlaub und der Wein fließt in Strömen. Hier bleibe ich.

Das Gaston ist quasi der kleine große Bruder des Feliu, das wir euch vor ein paar Monaten vorgestellt haben. Die Restaurants gehören zusammen, doch während im Feliu gehobene Küche regiert, ist es im Gaston bodenständig und fast schon urig: Mitten auf der Weserstraße, Ecke Weichselstraße, ist Spanien in einen gemütlichen Eckladen eingezogen, die Spezialitäten sind an Kreidewände am Eingang geschrieben, das Tagesangebot hinten an der Wand. Allerlei Stühle, Tische und Hocker stehen auf der Straße, drinnen ist es oft rappelvoll.

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Aus der Küche rufen die Köche und die Kellner sich laut die Bestellungen zu und tragen im Minutentakt Leckereien herum. Manchmal, wenn es voll ist (und das ist es im Gaston ziemlich oft), muss man deswegen auch mal länger warten. Das ist besonders ärgerlich, wenn in der Zwischenzeit das bestellte Gericht ausverkauft ist – und das passiert hier tatsächlich öfter, weil alles frisch eingekauft wurde. Aber richtig böse sein kann man nicht, denn es gibt genug leckeres auf der Karte. Und die Kellner sind gar nicht so ruppig, wie man auf den ersten Blick meinen könnte sondern beraten gerne liebenswürdig, was man stattdessen probieren sollte.

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Ich bin zum Beispiel ein riesiger Fan der Boquerones En Vinagre (kleine in Essig marinierte Sardinen), Almejas Marinera (Venusmuscheln mit Weißwein) und der Gambas Al Ajillo (ganze Garnelen, mit Kopf und Schale, in Knoblauchöl...mhhhm). Aber auch Vegetarier gehen nicht leer aus, es gibt vegetarische Tapasplatten. Die Spezialität »buñuelos de "pozuelo"«, frittierte Auberginen mit Honig und Balsamico, sind zum Niederknien und dem lieben Gott dafür danken. »Das ist gar kein traditionelles Gericht«, lacht Josep, der uns eingeladen hat, »die Mutter von einem der Köche hat das immer gemacht und wir haben es einfach auf die Karte genommen«. Hier regiert genau die richtige Mischung aus Tradition und neuen Ideen, Chaos und Ordnung.

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Die Fotografin Romy ist jedenfalls frisch verliebt – in die kleinen Chorizo-Würstchen in Apfelwein und den Tintenfisch nach galizischer Art mit Kartoffeln und Paprika. Hausgemachter Sangría und leckerer Rosé runden die Fressorgie ab. Ich könnte stundenlang dasitzen, essen, trinken und über das Leben reden, wie sich das gehört für einen anständigen Tapas-Abend. Wie schön, dass dieser kein großes Loch in die Geldbörse reißt: Mit drei weiteren Freunden habe ich vor einiger Zeit die Karte mehrmals rauf und runter bestellt und gleich mehrere Flaschen Wein geleert – unsere Rechnung betrug am Schluss nicht mal 60 Euro. Für einen ganzen Abend zu viert ist das fast schon ein Schnäppchen. Ganz besonders, wenn mein dicker Bauch und ich uns danach nur noch schwer vom Platz bewegen können. Allerdings sollte man beachten: Tapas bedeuten auch immer Teilen – manchmal ein wenig schwierig, wenn dampfender Oktopus »Nimm mich!« zu schreien scheint. Sonntagmittag gibt es hier übrigens Paella aus der Riesenpfanne und wer mitisst, gehört gleich zur Familie.

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Ihr merkt, ich bin hingerissen. Das kann auch daran liegen, dass ich seit meinem letzten Besuch ununterbrochen von den Muscheln und den Auberginenkrapfen träume. Ich kann euch nur raten, schleunigst über die Weserstraße zu flitzen, die letzten warmen Sommerabende auf dem Bürgersteig der Weserstraße zu verbringen und leckere Garnelen aus der Schale zu pulen. Ist fast wie Urlaub – versprochen!

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Gaston: Weichselstraße 18, Ecke Weserstraße, Neukölln
Telefon: 030 767 435 68 | Email: [email protected]

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Fotografiert und mitgeschlemmt hat diesmal die Südafrikanerin Romy Maxime, auf ihrem Blog Rombles könnt ihr ihren Abenteuern folgen. Wer bis zum nächsten Abendbrot noch mehr mit mir futtern möchte, dem sei mein Blog Improkitchen an den Magen gelegt. Bald ist die Sommerpause nämlich vorbei!

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