Wem gehört die Stadt? Den Bewohnern oder den Investoren?

"Eigentum für alle" lautet der Wahlspruch einer Immobilienfirma in Berlin. Wenn man sich den Wohnungsmarkt in Berlin anschaut, so sieht die Realität jedoch anders aus. Die ARD-Dokumentation "Wem gehört die Stadt?" von Kristian Kähler und Andreas Wilcke macht wieder schmerzhaft bewusst, wie sich die Preise für Mieten und Eigentum in Berlin derzeit entwickeln und wie gefährdet das eigene Heim sein kann, wenn man es nicht gerade besitzt.

"Berlin ist billig. Beinahe so billig wie Tiruana in Albanien, verglichen mit anderen Hautpstädten in Europa.", sagt ein Investor zu Beginn des Films. Berlin sei für viele ausländische, aber auch wohlhabende, süddeutsche Investoren lukrativ, weil die Mieten hier so günstig wie in keiner anderen Weltstadt sind. 3000 Euro pro Quadratmeter seien verglichen zu Rom oder Mailand günstig, erklärt eine italienische Käuferin. In der Stadtmitte werden derzeit luxuriöse Privatwohnungen für 15.000 Euro pro Quadratmeter gebaut. 110 Quadratmeter in einem unsanierten Altbau gehen für 280.000 Euro weg und eine Wohnung mit 55 Quadratmeter in einem dunklen Seitenflügel im 1. Stock wird für 110.000 Euro angeboten, obwohl darin noch Mieter wohnen.

Die Dokumentation sagt im Prinzip nichts, was man nicht schon wüsste – dass sich der gemeine Berliner mit einem Durchschnittshaushalteinkommen von 1650 Euro eine Eigentumswohnung nicht leisten könne, dies derzeit aber besser sei, um auch in Zukunft über seine eigenen vier Wände bestimmen zu können. Ja, und nun? Das ist subtile Panikmache, die im Prinzip niemandem hilft. Höchstens den Investoren, die bisher den Schuss noch nicht gehört haben.

So stehen sich im Film auf der einen Seite Kampfausdrücke wie homogene Stadtentwicklung, Modernisierung, sozialer Wohnungsbau, Milieuschutz und zeitgemäße Ausstattungsstandards, auf der anderen Seite Gentrifizierung, Enteignung von Stadtgeschichte, Auflösung kompletter Hausgemeinschaften und der Gefährdung des sozialen Friedens gegenüber – und man als Durchschnittshaushalteinkommen-Zuschauer machtlos in seiner Wohnung und schaut nochmal auf den Mietvertrag, den man vor ein paar Jahren abschloss und sinniert darüber, was der eigentlich noch wert ist.

 

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Titelfoto: Daniel Müller
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