Ich habe Zeit gespendet! Bei #digitalsozial.

© Matze Hielscher

Es ist Freitag. Das Wetter ist, naja, unnett. Mir ist kalt und irgendwie bin ich müde und eigentlich möchte ich total gern einfach nur ins Bett. Trotzdem packe ich meine Tasche und mache ich mich von Mitte auf den Weg nach Marzahn. Schöner gesagt, nach Hellersdorf. Mit Jutebeutel - bisschen Hipsterschick muss ja bleiben.

Doch halt, warum fahre ich überhaupt nach Marzahn? Um Gutes zu tun! In der Hoffnung Kindern und Jugendlichen ein Lächeln auf's Gesicht zu zaubern. Ich hab nicht viel Geld, ich kann nichts Materielles spenden. Doch Zeit habe ich. Und die ist viel wertvoller als Geld - man sagt ja nicht umsonst „Zeit ist Geld“. Das dachten sich auch betterplace.org und lud am Freitag zusammen mit dem Vodafone Institut einige Blogger in den Jugendtreff „Joker“ in Hellersdorf ein. Unter dem Motto „Blogger spenden Zeit“ wollten wir uns mit den Kindern beschäftigen. Ihnen zeigen, dass sie ein wertvolles Mitglied unserer Gesellschaft sind. Denn seien wir ehrlich: Hellersdorf hat einen schlechteren Ruf als der Pups von einem Nilpferd. Alle arm, alle ohne Job und das auch nur, weil alle faul sind. Dazu Platte und Jogginghose. Doch dies ist eben nur das Bild in den Medien und man sollte jeden Menschen wertschätzen. Egal, ob aus Kreuzberg oder Marzahn. Ob reich oder arm. Ob mit Lidl Sneakern oder Nike Sneakern. Vor allem sollte man den Kindern zeigen, dass sie ihr Leben anders gestalten können als ihre Eltern es getan haben. Sie haben es selbst in der Hand.

Also suchte ich den Jugendtreff und verlief mich prompt. Wusstet ihr, dass es in Hellersdorf die Hellersdorfer Straße, die Alt Hellersdorfer Straße und Alt Hellersdorf gibt? Quasi alles an einer Ecke? Ich nicht und das schaffte viel Verwirrung. Als ich dann durch Zufall an den Bürogebäuden von Kids & Co. ankam, nahm mich ein netter Mitarbeiter des Jokers mit. Gott sei Dank, zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits jegliche Orientierung verloren. Kids & Co. wurde 1992 gegründet und hat derzeit drei Jugendzentren, darunter auch das neueröffnete Joker, in dem wir unseren heutigen Freitagnachmittag verbrachten.

Als ich eintrat, sah ich eine bunte Mischung aus Kindern und Jugendlichen. Ich würde schätzen, zwischen 6-16 Jahre alt, von „Lass uns fangen spielen“ über „Ich bin frisch verliebt und verbringe drei Stunden knutschend in der Ecke mit meinem Schwarm“ war alles dabei. Es gab Kicker und Billard, einen schönen Außenbereich und Gesellschaftsspiele. Die Kinder können direkt nach der Schule herkommen und bis abends ihre Zeit hier verbringen.

Die Sozialarbeiter kümmern sich liebevoll um alle. Man merkt, dass die Kinder einen engen Bezug zu ihnen haben und auch immer wieder die Nähe suchen, um mit ihnen zu spielen oder von ihrem Probleme und Alltag zu erzählen. Doch leider können die Sozialarbeiter nicht jedem Kind genug Aufmerksamkeit schenken. Es kommen einfach zu viele Kinder auf zu wenig Mitarbeiter. Hier kamen wir ins Spiel. Wir haben gegrillt und ein Vogelhaus aufgehängt. Das Vogelhaus ist sogar an die neuen Medien angepasst und mit einer Webcam versehen. Big Brother at its best, hihihi. Außerdem spielten wir mit ihnen und waren einfach für sie da.

Ich verbrachte einige Zeit mit Antonia. Antonia ist 7 Jahre alt und hat mich mehrfach im Fangen und Billard abgezogen und dann immer wieder zuckersüß gefragt, ob wir noch eine Runde spielen. Nach der fünften verlorenen Runde wollte ich zwar nicht mehr, konnte aber auch nicht Nein sagen. Könnte keiner, oder?

Der Tag war für mich auf jeden Fall ein Gedankenanstoß. Jeder kann mit ganz einfachen Mitteln helfen. Indem man zum Beispiel einfach einen Teil der eigenen Zeit in andere investiert. Wenn man für andere Gutes tut, geht es einem selbst auch besser! Das ist keine Floskel, sondern die Realität. Und von jedem umsetzbar- Ganz einfach ohne große zeitliche Verpflichtung geht es mit der App von betterplace.org. Ihr habt einen Nachmittag frei? Kurz in der App checken, wo bei euch in der Nähe Hilfe gesucht wird und ab dafür!

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