Charlott Tornow Humans of Iraq – Diese Fotos geben dem Krieg ein Gesicht
Der Amerikaner Brandon Stanton ist bekannt dafür, fremde Menschen auf New Yorks Straßen zu fotografieren und sie nach ihren Geschichten zu fragen: Humans of New York ist das Tagebuch dieser Menschen, ein kurzer persönlicher Einblick in das Leben der Anderen. Unterstützt durch die UN reist Stanton derzeit durch den Irak, um ein von dem grausamen Feldzug der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gezeichnetes Land und deren Menschen zu zeiegn.
Stanton, der sonst mit einem vorgegebenen Set an Fragen an die Menschen herantritt, um ihre glücklichsten oder traurigsten Momente im Leben in Erfahrung zu bringen, erzählt, dass es unmöglich sei mit Menschen, die dem Krieg entfliehen, über irgendetwas anderes als ihre derzeitige Situation zu reden. "Their circumstances are so overpowering, there is absolutely zero room in their minds for any other thoughts. The conversation immediately stalls, any topic of conversation beyond their present despair seems grossly inappropriate. You realize that without physical security, no other layers of the human experience can exist."
"Swimming is the greatest thing in life. If we have time, we swim ten times per day." (Kalak, Iraq)
"She always dreams about the bombs." (Erbil, Iraq)
In knappen, pointierten Sätzen berichtet Stanton auf seinem Blog von der Situation vor Ort, mit der die Menschen leben müssen. So zerstöre die IS langsam die menschliche Seele der Einwohner: "They want to rob an entire people of food and water and homes, as if to wipe them from the pages of history."
Die Bilder der porträtierten Iraker und ihren kurzen Zitate sind deshalb so eindringlich und bedrückend, weil sie den Krieg wieder spürbar und menschlich machen. Fernab von Fernsehbildern und -videos mit brennenden Städten, zerstörten Häusern und unkenntlichen Leichenteilen, die ob ihres inflationären Gebrauchs kaum mehr Mitgefühl erzeugen, geben sie dem Krieg ein Gesicht, das den Betrachter fassungslos und den Tränen nahe zurücklässt.
"We told her to sit with us so we could share her sadness." (Dohuk, Iraq)
