Billig will ich? Nicht! – Primark eröffnet zweite Berlin-Filiale

Hallo Billigklamotten, hallo Primark am Alexanderplatz. Heute eröffnet die zweite Berliner Filiale der Modekette, diesmal direkt in Mitte. Ein vermeintlich schlechter Zeitpunkt, steht es doch um Primarks Image seit letzter Woche mal wieder nicht so gut. Doch die Aufregung um die mit Hilferufe versehenen Etiketten hält voraussichtlich nicht lange an. Das liegt auch daran, dass diese Aufregung einer Farce gleichkommt.

Letzte Woche ging ein großer Aufschrei durch die Konsumwelt. Zwei Britinnen haben in ihren Primark-Hosen eingenähte Hilferufe gefunden, die asiatische Arbeiterinnen dort (vermeintlich) platziert hatten, um auf ihre missliche Situation aufmerksam zu machen. Ob die Etiketten eine bloße PR-Aktion oder echt sind, ist in diesem Zusammenhang fast zweitrangig. Denn viel beschämender ist die eigentliche Reaktion der Konsumgeilen. Fast so, als hätten sich gerade eins und eins zusammengefügt, fragen sie sich schockiert: "Werden die Näherinnen etwa wirklich schlecht bezahlt?"

Eine der Damen, die ein Schildchen in ihrer Hose entdeckte, sagte wirklich:

"Ich habe mir dann gedacht, dass dies ein Hilferuf ist– und war total geschockt", erzählte Karen der BBC. Sie habe vorher nie darüber nachgedacht, wo ihre Kleidung hergestellt wird  dass sie von Menschen gemacht werde, die vielleicht 15 Stunden am Tag arbeiten müssten und behandelt würden wie Hunde: "Das ist wirklich nicht schön."

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Wenn plötzliche Worte aus einem fernen Land bei uns landen, fühlt sich das wie etwas real Greifbares aus einer unbekannten Sphäre an. Die Erkenntnis: Rumänien, Indien und China gibt es also wirklich. Die Aufregung  ist natürlich eine Farce. Wer bei Primark einkauft, kauft automatisch schlechte Produktionsbedingungen mit  das sollte vorher klar sein. Und wer T-Shirts für 2 Euro und Schuhe für 8 Euro als angemessen betrachtet, schreibt der Kleidung darüber hinaus jeglichen Wert ab. Mode zum Wegwerfen. Der Preisdruck bei uns wirkt sich auch auf den Anfang der Lieferkette aus. In dem Gebäude in Bangladesch, das letztes Jahr einstürzte, wurde übrigens auch für Primark produziert.

Letztlich rütteln die vermeintlichen Hilferufe doch nur wieder an einem grundsätzlichen Problem: Die Lieferkette hinter unserer Kleidung lässt sich kaum durchschauen. Ob es den Näherinnen tatsächlich hilft, wenn wir H&M und Co. boykottieren oder ob wir ihnen damit sogar schaden? Fraglich. Fest steht letztlich nur, dass sich die neue Primark-Filiale keine Sorgen um ihren Umsatz machen muss. Die Käufer werden in Scharen kommen, Hilferufe hin oder her.

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Foto: © Primark
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