Wohnen in Reykjavík

© Lisa Rank

Wenn man durch die Hauptstadt Islands spaziert, fällt einem auf, dass die Isländer anders mit Platz umgehen. Und mit Fensterbänken. Ich habe gerade mehrere Tage in Reykjavík verbracht, bin mit Nina durch die Straßen gelaufen und habe Fotos von Fassaden, Fenstern und Hinterhöfen gemacht. Alle erzählen Geschichten.

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In Island wird nicht gemietet, hier wird gekauft. Besitz bedeutet etwas, unter anderem Sicherheit, einen Ort zu haben, der einen im Notfall irgendwie rettet. An dem man sein und bleiben kann. Dafür arbeiten die Isländer auch viel, oft haben sie mehrere Jobs auf einmal, um sich ein Eigenheim leisten zu können, viele Isländer sind hoch verschuldet. WGs sind hier ebenfalls selten, Studierende wohnen eher in Gästehäusern oder im Wohnheim. Für ein Zimmerchen zahlt der Student dort auch 300-400 Euro. Nach dem Wirtschaftsdebakel stehen in der Hauptstadt nun viele Wohnungen leer, das sieht man an den Schildern in den Fenster, an verrammelten Türen oder eben leeren Zimmern, in die man von draußen schauen kann. Der Tourismus trägt auch dazu bei, dass Isländer selbst kaum bezahlbaren Mietraum finden, denn Eigentümer vermieten lieber an Touristen, die höhere Preise nicht abschlagen. Im Zentrum der Stadt finden sich vor allem Einkaufsläden für diejenigen, die von außen kommen. Ein kleiner Supermarkt auf der Laugavegur, der zentralen Einkaufsstraße, hat noch moderate Preise für Einheimische. Sonst fahren diese mit dem Auto, das hier jeder haben muss, da nur Busse und sonst keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren, an den Stadtrand ins Industriegebiet zu den anderen Discountern.


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Der Isländer richtet sich ein, so gut er kann, und bleibt dabei beweglich. Er lebt auf einem Stück Erde, das immer wieder wackelt, das gerade von einer Wirtschaftskrise enorm gebeutelt wurde und über welches ständig Stürme fegen. Man sieht ihm nicht immer an, was er denkt. Das liegt an der allgemeinen Zurückhaltung hier, vermutet man. Aber auch daran, so erzählt ein Einheimischer, dass alles, was man tut, jemand mitbekommt, den man kennt oder der jemanden kennt, den man kennt. Immer wissen alle alles, man könne sich schlecht aus dem Weg gehen, ständig trifft man jemanden und in Kneipen sitzen mindestens fünf Menschen, deren Namen man zumindest weiß. Sie beherrschen sich im normalen Alltag, in alle Richtungen. Wer das Nachtleben hier kennt, weiß jedoch, dass es anders wird, wenn alles dunkel und Alkohol im Spiel ist.

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"Winter in Iceland often feels like electric light" sagt Stuart Richardson, ein Fotograf, der seit 5 Jahren in Reykjavík lebt. Er versuche, so oft wie möglich auch im Winter das Haus zu verlassen. An den Strand fahren, in einen Outdoor Pool springen, die hier ja alle warm sind, einfach laufen, das sei wichtig, sonst werde man hier im Winter verrückt, so Stuart. Wohnungen und Wohnorte spielen hier deswegen vor allem im Winter eine große Rolle, denn man verbringt die meiste Zeit des Tages darin. In den nächsten 3-5 Jahren sollen in der Stadt 14.500 Wohnungen zur Miete entstehen. Die Mieten hier sind bisher doppelt so hoch als in anderen Städten auf der Insel. Eine Wohnung mit 80 Quadratmetern kostet im Durchschnitt 152,000 ISK, was etwa 920 Euro entspricht. Im letzten Jahr seien die Mieten in Reykjavík um 10% gestiegen.


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