REISEVERGNÜGEN - Aidas Kurztrip nach Istanbul

Manchmal muss man sich einfach einen Flug buchen und heimlich abhauen. Nur ein paar Tage. Klärt den Kopf. Wie gut, dass mich meine Freundin Antonia gefragt hat, ob ich sie nach Istanbul begleite, wo sie ein halbes Jahr gewohnt hat. Klaro, Rucksack gepackt, Kuscheltier eingesteckt und auf.

Ich war noch nie in Istanbul, aber die Stadt gehörte zu meinen erklärten Traumzielen. Meine Eltern schwärmten, Antonia schwärmte, Linda schwärmte im Büro die ganze Zeit, und das Essen, sagten sie alle, das Essen ist ein Traum! Und so günstig! Und es gibt so viel zu erleben und zu sehen! Und alles so geschichtsträchtig und die Menschen so offen und nett! Ich war so neidisch, jedes Mal, wenn wieder jemand anhob, um von Istanbul zu schwärmen. Und was kann ich sagen? Sie hatten alle Recht.



Ich war nur fünf Nächte und vier Tage da, eigentlich prädestiniert, um getrieben von Freizeitstress durch die Straßen zu rennen und sich möglichst viel anzusehen, um am Ende nichts gesehen zu haben. Aber nein. Ich muss zugeben: Ich habe kaum eine der großen, berühmten Sehenswürdigkeiten gesehen. Weder den Topkapi-Palast mit seinem berühmten Serail, noch die Hagia Sophia (klassischer Fehler: Am Montag in ein Museum wollen), noch den Dolmabahce-Palast, in dem Atatürk gewohnt hat. Dafür sind wir jeden Tag Fähre gefahren – wir übernachteten bei einer Freundin, die auf der ruhigen asiatischen Seite der Stadt wohnt – und ich hab den Möwen die Zunge rausgestreckt. Wir haben viel Zeit in Teegärten verbracht und einen Cay nach dem anderen getrunken. Antonia hat mir alles gezeigt, was für sie in ihren sechs Monaten Istanbul «Zuhause» bedeutet hat. Ich habe alte Freunde getroffen und neue gefunden. Viel Kunst, viel hip, viel Tradition. Alles auf einmal. Toll!



Aber natürlich habe ich vor allem gegessen, oh, so viel gegessen. Das beste an Istanbul ist das unglaublich gute Streetfood. Gleich am ersten Tag war ich völlig süchtig nach Muschel-Dolma: Miesmuscheln, gefüllt mit Reis und Gewürzen. Und ein Simit am Tag musste natürlich auch sein. Mindestens. Fische im Brötchen, wie bei Taka, nur eben the real deal, direkt am Hafen und vom Campinggrill. Dazu noch: Maronen, Mais, Reis mit Kichererbsen und Hähnchen. Überall ein Wägelchen mit frischem, liebevoll zubereitetem Essen. Ich habe mich sogar an «Kokorec» getraut, das ist quasi «der echte Döner», wird in Istanbul an jeder Straßenecke verkauft: Es sieht aus wie ein horizontaler Dönerspieß, allerdings besteht diese Version aus Lammdärmen und Lammfett. Klingt eklig, ist gewöhnungsbedüftig, aber auch so unglaublich lecker! Natürlich, wie eigentlich immer bei Innereien, nur, wenn es gut gemacht ist. Was wohl oft auch nicht der Fall ist. Meins habe ich im Basar von Istanbul gegessen, der Verkäufer fand's toll, dass sich ein Tourist an die Eingeweide traut und hat darum mein Kokorec mit extra viel Liebe zubereiten lassen. Schön!


Im Basar habe ich reingehauen und um mein Leben gefeilscht – um festzustellen, dass ich es bei weitem nicht mit den Händlern aufnehmen kann. Dafür kam ich mit einer Tasche voller Gewürze, türkischem Kaffee, Tee, einigen Süssigkeiten und lauter anderem Schnickschnack zurück nach Hause. Und jeden Tag, wenn ich morgens meinen Cay in der schönen, bauchigen Tasse mit Ornamenten trinke, überlege ich, wann ich meinen Flug zurück buche. Istanbul, du hast mein Herz!

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