Mit Vergnügen nach Tansania

© Matze Hielscher

In Afrika ist es irre hell. Es ist wie im Film, wenn jemand die Schwelle zum Jenseits betritt. Die Augen ziehen sich zusammen, die Farbtöne verblassen, Gegenstände offenbaren nur noch ihre Umrisse. Nach meinem doch sehr aufreibenden und anstrengend Urlaub in Mali, wollte ich es etwas sanfter haben. Ich konnte nicht ahnen, wie sanft man durch Tansania rauschen kann.

Dar es Salaam ist wesentlich freundlicher als ich es erwartet habe und leider auch ein bisschen langweiliger. Gleich nach einem Tag fahre ich weiter nach Bagamoyo, einem kleinen Küstenort, in dem sich die einzige Kunstuniversität Ostafrikas befindet. Dort kann man wunderbar ankommen, durch die Strassen laufen, den Männern zusehen wie sie vom Meer zurück kommen und ihre Fische ausnehmen. Und man kann mitten am Tag zum Tanz mit 20 Frauen aufgefordert werden.

Danach in den Norden. Ich hatte vor ein paar Tage durch die Pare Mountains zu laufen. Eine Freundin hatte mir den Kontakt zu Michael, einem Lehrer in Gonja gemacht. Leider war Michael viel mehr daran interessiert das ich mich ausruhe, sein Lieblingssatz lautete: "Now take rest." Statt zu wandern, haben mir die Kinder in seinem Haus gezeigt wie man Ugali macht - eine Maispampe. Das Haus von Michael - mitten im Dschungel, auf einem Berg mit sensationeller Aussicht, die Wasserfalldusche am Morgen und die Besuche in allen Schulen der Umgebung haben mich für die Wanderung entschädigt. Und erholt. Nach 4 Tagen bin ich zurück nach Dar es Salaam, ein paar Bekannte treffen. Stella, die sympathischste Taxifahrerin Tansanias hat uns mit in die Kirche genommen. Sonntag Morgen 7.00 Uhr 300 Afrikaner singen, lachen und weinen zu hören ist höchst emotional und lässt einen davon fliegen. Als der Priester in seiner Predigt allerdings Facebook und Harry Potter verteufelt hat, sind wir schnell wieder gelandet.

Weiter nach Sansibar. Stone Town ist wie Marrakesch am Meer. Verwinkelte, nicht nachvollziehbare Gassen, schwungvolle Toreinfahrten, arabische Klänge, mächtige Swahili Türen. Im Gegensatz zum Land ist die Insel muslimisch geprägt und hat geschichtlich sehr viel mehr zu erzählen. Portugiesen, Engländer, Inder, der Sultan Sayyid Said, Araber und nicht zuletzt die Touristen haben ihre Spuren hinterlassen, so dass man nicht mehr sagen kann wo man sich gerade befindet. Ich versuche gar nicht mich zu orientieren, ich lasse den Stadtplan im Hotel und laufe einfach herum, trinke Kaffee und versuche mich nicht ausrauben zu lassen. Dann fahre ich gen Norden nach Kendwa. Ich will einen Tauchkurs machen und sehen, ob das Wasser dort wirklich so türkis ist.

Und genau so ist ist. Die Strände sind paradiesisch, das Klima schmeichelnd, wenn dies nicht ein Ressort mit Baccardi Music, Beach Boys und vielen, vielen Italiener als Nachbarn wäre, ich würde bis zum Ende bleiben. "Es dauert nicht mehr lange, dann brauchen wir hier einen italienischen Pass", scherzt der Besitzer der Tauschschule. Er ist sichtlich genervt von der Invasion. Auffällig hier sind die vielen beleibten Damen mittleren Alters und ihren jungen, muskulösen Maasais. Offensichtlichster Sextourismus. Ich erinnere mich an ein Gepräch in Bagamoyo. Der Hafenarbeiter Emanuel hat mir erzählt, dass durch diese Damen bereits 10 seiner Freunde in Europa sind. Für ihn allerdings kommt das nicht in Frage "I don´t wanna be a sexslave." Schöner T-Shirtspruch.

Ich flüchte mit meinem Tauchschein zurück nach Stone Town und verbringe lieber die Tage dort. Ich entdecke tolle Restaurants, esse mich durch Landesküche, sitze Nacht für Nacht auf den Dächern der Stadt, höre die Moscheen zum Gebet rufen und mache was Michael verlangt hat: "Take rest".

Tansania war der Erholsamste aller meiner Urlaube. Am Ende der Reise wurde ich sogar auf 27 Jahre geschätzt und das ist ja zur Abwechslung auch mal was.

Ein paar mehr Bilder gibt es auf meinem Flickr.

TIPPS:
Hotel in Dar - YMCA und das indische Viertel besuchen. Noch in Deutschland Taxifahrerin Stella anmailen, sie holt einen sicher und direkt vom Flughafen ab und zeigt einen die guten Seiten der Stadt. [email protected]

Hotel in Bagamoyo das "Moyo Mmoja" und ein Besuch in der Universität, meistens sind Freitags dort Veranstaltungen. Im "Livingston Hotel" gibt es ab und an gute Parties.

In Stone Town im Zenji Hotel schlafen und das Eis und den Kaffee des Hauses probieren und einfach durch die Stadt laufen. Abends zum Hafen, den Kids beim Wasserspringen zusehen. Sonnenuntergang im Hotel Hurumzi 236 ansehen.

Tauchen in Kendwa! Kennen sehr gute Witze über Italiener!

Mit Fähre von Dar nach Sansibar fahren. Nicht fliegen!

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